Wien - Die frühere Frauenministerin Helga Konrad hält nichts vom geplanten französischen Anti-Prostitutions-Gesetz. "Die Kriminalisierung von Prostitution hatten wir schon. Sie findet dann im Verborgenen statt und da ist noch mehr Gewalt", sagte Konrad am Freitag in einem APA-Telefoninterview. Die GegnerInnen der Prostitution "lügen sich in die Tasche".

"Wenn erwachsene Personen sich prostituieren wollen, soll das nicht kriminalisiert werden", sagte Konrad mit Blick auf die geplante französische Regelung, die Freier von Prostituierten mit 1.500 Euro Strafe bedroht. "Ich halte nichts von der Kriminalisierung von Prostitution. Das drängt diese Frauen weiter in den Untergrund und es gibt weniger Möglichkeiten, sie zu schützen", argumentierte die SPÖ-Politikerin.

Lediglich "sichtbare Prostitution" geht zurück

Laut Konrad ist es falsch, dieses Thema mit jenem des Menschenhandels zu verbinden. "Menschenhändler finden immer neue Formen, um Menschen auszubeuten", betonte die Menschenhandels-Expertin und frühere Sonderbeauftragte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Skeptisch bewertet die SPÖ-Politikerin auch schwedische Statistiken, wonach die im Jahr 1999 eingeführte Bestrafung von Freiern zu einem deutlichen Rückgang der Prostitution geführt hat. Zurückgegangen sei lediglich die "sichtbare Prostitution". Nun finde sie im Internet und Privatwohnungen statt, und gerade gewalttätige Freier ließen sich vom Verbot nicht abschrecken. Es gebe genügend Studien, die belegen, dass das schwedische Modell nicht so funktioniere, wie man es erwartet habe. Solche Gesetze würden nur dazu dienen, "das Gewissen von Politikern zu beruhigen", kritisierte Konrad.

"Es geht darum, die Rechte der Prostituierten zu stärken", betonte Konrad. Konkret sprach sie sich für Aufklärungsarbeit in Schulen aus, aber auch für einen kritischen Umgang mit den Betreibern von Sexclubs oder Laufhäusern, "die sich als Wohltäter der Nation gerieren". (APA, 29.11.2013)