Hohenems - 100 Jahre nach der Schließung der Jüdischen Schule Hohenems gingen Schülerinnen und Schüler aus der 4a der Mittelschule Herrenried auf Spurensuche. Das Ergebnis, ein Modell des 1824 erbauten Gebäudes und eigens mit Federkiel und Tinte geschaffene Schriftstücke über Schule und Leben der Hohenemser Juden, ist im Jüdischen Museum zu sehen.

Die dreimonatige Projektarbeit, initiiert von der Pädagogikstudentin Carmen Märk, löste bei den Jugendlichen Aha-Erlebnisse aus: "Ich hab nicht gewusst, dass das Restaurant Moritz früher eine Schule war", sagt Hande Ilkinci. Den Namen habe das Restaurant von Moritz Federmann, der ein sehr geachteter Lehrer war, erzählen die Kids.

Parallelen zur Gegenwart

Der Schulalltag des 19. Jahrhunderts fasziniert die Computerkids: "Die Kinder damals haben auf kleine Tafeln geschrieben", staunt Selcan Genc, "dann haben sie ganz schnell gelernt, weil sie ja alles wieder löschen mussten". Auch die Lehrerinnen erfuhren Erstaunliches. So wurden die Unterrichtsstunden innert zehn Jahren von 22 auf 32 Wochenstunden aufgestockt. Maximilian Anneveldt beschäftigen die Unterschiede zwischen christlichen und jüdischen Schülern: "Die Christen hatten weniger Schule, weil sie als Schwabenkinder bei Bauern in Deutschland arbeiten mussten."

"Wir haben viel gelernt, das man einfach wissen sollte", sagt Jonas Unterkircher, "zum Beispiel, dass man die Juden verspottet hat." "Gehasst", sagt seine Mitschülerin Hande. Auf die Frage, ob sie Parallelen zur Gegenwart erkennen, reagieren die Kids illusionslos. "Natürlich", sagt Jonas, "heute hat man was gegen die Ausländer, da hat sich nichts geändert."

Fächerübergreifendes Experiment

Carmen Märk, die einmal Geschichte und Deutsch unterrichten wird, wollte mit dem Projekt ausprobieren, wie man 13- und 14-Jährige mit historischen Themen ansprechen kann. Das fächerübergreifende Experiment sei rundum gelungen, sagt die Studentin. "Die Kids waren von von Anfang an begeistert und bis zum Schluss motiviert." (jub, DER STANDARD, 18.12.2013)