Unübersehbar hat der Krimi Konjunktur. Kein Tag ohne Verbrechen am Fernsehschirm, kein Abend ohne Spurensuche. Wenn gerade keine mürrische Skandinavierin und kein exzentrischer Brite zur Stelle sind und die lokalen Sokos dienstfrei feiern, dann muss eben eine frische Kraft an den Start: "Marthaler - Partitur des Todes" ist das zweite Fernsehschirmabenteuer des nämlichen Frankfurter Ermittlers, ein Geschöpf des Autors Jan Seghers ("Die Braut im Schnee" lief schon 2012). Matthias Koeberlin spielt ihn, eine bewährte TV-Darsteller-Kraft ("Das Jesus Video" u.a.), die hier zunächst angenehm zurückhaltend agiert.

Was gleich auffällt: Der maulfaule Marthaler fährt einen alten Benz, er schnallt sich nie an und wird, kaum sitzt er nicht im Auto, mehrmals um ein Haar überfahren. Ansonsten hat er eine quirlige Freundin aus Prag, die ihn zwar kaum zu Gesicht bekommt, trotzdem hat das Verhältnis irgendwann Folgen. Und es gibt ein Team, zu dem der Bruder eines italienischen Wirten gehört, was bei der leiblichen Verpflegung der Mannschaft Punkte bringt.

Foto: ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer

Ein anderer Wirt wird gleich zu Beginn fast erschossen, er springt zu seiner Rettung beherzt in den Main, fünf seiner Gäste sitzen da schon tot am Tisch. Die anschließenden Ermittlungen führen Marthaler und Co. bis in die Vergangenheit. Eine investigative Arte-Journalistin, Jacques Offenbach und ein KZ-Arzt sind in den Fall verwickelt.

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In den Verwicklungen und Windungen der Erzählung verliert sich dann leider die Spannung und die Profilierung der Charaktere - vor allem der Herr Kommissar bleibt schließlich blass. Daran müsste man bei einem möglichen Fall drei noch arbeiten. Freitag, 20.15 Uhr, Arte. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 9.1.2014)

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