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Nach dem Selbstmord der 16-jährigen Amina al-Filali gingen im März 2012 Aktivistinnen verschiedener Frauenrechtsorganisationen in Rabat auf die Straße.

Foto: reuters/boudlal

Rabat - Nach erbitterten Protesten hat Marokkos Parlament ein umstrittenes Gesetz zur Strafbefreiung von Vergewaltigern gekippt, die ihre minderjährigen Opfer nach der Tat heiraten. Die schon vor einem Jahr von der islamistisch geführten Regierung vorgeschlagene Änderung des fraglichen Strafrechtsartikels sei am Mittwoch einstimmig verabschiedet worden, hieß es aus Parlamentskreisen.

Das Gesetz hatte insbesondere nach dem Selbstmord der 16-jährigen Amina al-Filali im März 2012 für Schlagzeilen gesorgt. Die Jugendliche hatte sich das Leben genommen, nachdem sie zur Heirat mit ihrem Peiniger gezwungen worden war.

Weiter Diskriminierung

Die Regierung hatte nach dem Selbstmord Filalis eine Überprüfung des Gesetzes angekündigt. Die nun erfolgten Änderungen wurden von Menschenrechtsvertretern zwar begrüßt, allerdings wiesen sie auch auf weiterhin bestehende Diskriminierungen hin: Was die Geschlechtergleichheit, den Schutz von Frauen vor Gewalttätern und das Verbot der Kinderehe angehe, gebe es in Marokko noch immer Nachholbedarf, erklärten Amnesty International und andere Organisationen.

Wie in vielen anderen arabischen Ländern auch ist sexuelle Belästigung von Frauen in Marokko an der Tagesordnung. In der 2011 überarbeiteten Landesverfassung wurde die Gleichberechtigung von Mann und Frau zwar festgeschrieben, im Alltag angekommen ist dieser Grundsatz aber noch nicht. Einer offiziellen Studie zufolge sind neun Prozent der marokkanischen Frauen schon mindestens einmal sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen, mehr als die Hälfte aller Gewalttaten gegen Frauen geht vom Ehepartner aus. Die Vergewaltigung der eigenen Ehefrau gilt in Marokko nicht einmal als Verbrechen. (APA, 23.1.2014)