Helga Pankratz starb wenige Tage vor ihrem 55. Geburtstag.

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Wien - Die Wiener Lesben- und Frauenaktivistin Helga Pankratz ist tot. Laut Angaben der HOSI Wien verstarb Pankratz 54-jährig am Montag nach längerer schwerer Krebserkrankung. 

"Mit ihrem Tod verliert die heimische Lesben- und Schwulenbewegung eine ihrer verdienstvollsten Aktivistinnen", betonte Obmann Christian Högl. In der HOSI Wien war Helga Pankratz maßgeblich an der Gründung der Lesbengruppe beteiligt und initiierte die Jugendgruppe. Über zwei Jahrzehnte war sie den LeserInnen der LAMBDA-Nachrichten als Verfasserin der Kolumne "Aus lesbischer Sicht" bekannt.

Helga Pankratz war außerdem Vorstandsmitglied der Initiative Minderheiten, beim Frauentanzclub Resis.danse sowie in verschiedenen Kulturprojekten aktiv. Im Jahr 2000 wurde sie mit dem Gay And Lesbian Award (G.A.L.A.) der HOSI Linz für besondere Verdienste um die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Österreich ausgezeichnet. "Wir trauern nicht nur um eine langjährige und verdienstvolle Mitarbeiterin, sondern vor allem auch um eine Freundin und einen sehr liebenswerten, herzlichen Menschen", erklärte HOSI-Wien-Obfrau Cécile Balbous.

Lyrikerin, Essayistin, Kabarettistin

Die engagierte und entschiedene politische Aktivistin war aber in ihrem Selbstverständnis wesentlich Autorin: Lyrikerin, Essayistin, Kommentatorin, Kritikerin, Satirikerin – und schreibend wie performend: Kabarettistin.

Anderen Autorinnen war sie eine unterstützende, Mut machende, loyale Kollegin: Helga Pankratz hat das Nachwort zu Karin Ricks "Côte d'Azur" (Milena 1993) verfasst und Suzana Tratnik (erste Übersetzung "Unterm Strich" Milena 2002), eine inzwischen bekannte slowenische Autorin, gefördert.

Pankratz hat die meiste Zeit - prekär - als freie Autorin gearbeitet und war im alternativen und feministischen Verlags- und Zeitschriftenwesen tätig. Seit 1995 schrieb und spielte sie Frauenkabarett. Ihre Texte wurden selbständig publiziert und erschienen in zahlreichen Anthologien. Vor allem mit ihrer Lyrik und Kurzprosa wurde sie auch über die Grenzen des deutschsprachigen Raums bekannt.

Lesbisches Lieben und Leben sowie lesbische Kultur sind in all ihren Texten selbstverständliche Referenz, immer präsenter Kontext und Hintergrund – in aller Vielfalt und Komplexität. Ohne Larmoyanz und Sentimentalität; mit höchsten literarischen Anspruch und ästhetischem Können. (red, dieStandard.at, 27.1.2014)