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Außenminister Sebastian Kurz kann einen ersten diplomatischen Erfolg verzeichnen.

Foto: Reuters/Fabrizio Bensch

Wien/Dubai - "Es geht ihr gut, sie ist wohlauf und freut sich vor allem, dass sie sicher zurück ist": Das sagte der Generalsekretär des Außenministeriums, Michael Linhart, zugleich Leiter des Krisenteams, am Tag nach der Rückkehr einer Wienerin aus Dubai. Der Frau drohte nach einer Vergewaltigungsanzeige in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Haftstrafe.

Das Verfahren in Dubai sei jedenfalls "noch im Laufen", sagte Linhart. Noch sei unklar, ob ein Strafverfahren wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs gegen die Frau eingeleitet wird. "Sie kann über ihre Anwälte in Dubai agieren", so Linhart. Es würden ihr sämtliche rechtlichen Möglichkeiten zustehen. Die Studentin wird weiterhin von österreichischen Stellen unterstützt, "wir beobachten und begleiten".

Amer Albayati, Mitbegründer der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ), befürchtet, dass auf die Frau nach ihrer Rückkehr weitere Probleme zukommen. Die Familie der Frau, die islamische Community und vor allem konservative Islamisten könnten das Verhalten der Frau, unerlaubt Alkohol zu trinken und zu einem Fremden ins Auto zu steigen, als Schande betrachten, so Albayati.

Bewährte Hilfe

Die 29-Jährige landete am Donnerstagabend um 20.40 Uhr am Flughafen Wien-Schwechat, empfangen wurde sie von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Begleitet wurde die Wienerin von Linhart und der Konsularexpertin Elisabeth Ellison-Kramer, die bereits dem Mediziner Eugen Adelsmayr, der in Dubai nicht rechtskräftig wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, zur Ausreise verholfen hatte.

Die Wienerin wurde nach eigenen Aussagen in der Nacht auf 1. Dezember 2013 in einer Tiefgarage eines Hotels in Dubai von einem Jemeniten vergewaltigt. Zeugen riefen die Polizei. Nach ihrer Anzeige geriet die Studentin selbst ins Visier der Justiz, die wegen Verdachts auf außerehelichen Geschlechtsverkehr und Alkoholkonsum ermittelte. Die Frau saß drei Tage in Haft und musste ihren Pass abgeben. Ihre Situation gestaltete sich nach Ansicht von ExpertInnen brisant, weil sie Muslimin ist und daher mit Härte statt Milde rechnen musste. Ihr wurde unter anderem geraten, den mutmaßlichen Täter zu heiratet, sollte dieser nicht wegen Vergewaltigung verurteilt werden.

"Günstigen Moment" abgewartet

Am 5. Dezember informierte die Frau die österreichische Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seither wurde sie betreut und erhielt einen Vertrauensanwalt der Botschaft zur Seite gestellt. Im Jänner entsandte das Außenministerium ein Krisenteam nach Dubai. "Als wir gemerkt haben, dass es einen günstigen Moment gibt in all den Gesprächen und Bemühungen, sind wir hinuntergefahren mit dem Ziel, die Dame sofort mit uns heraufzunehmen", sagte Linhart. Dafür seien Gespräche "auch auf höchster Ebene" geführt worden. Am Donnerstag bekam die Frau kurz vor ihrer Ausreise den Reisepass zurück.

Die Grünen gratulierten Kurz in einer Aussendung zur sicheren Rückholung der jungen Frau. Mit Freude reagierte auch jene Niederösterreicherin, die eine Online-Petition für die Wienerin gestartet hatte. Binnen weniger Tage hatten mehr als eine viertel Million Menschen den Aufruf an Kurz unterzeichnet, sich "persönlich für die umgehende Freilassung" einzusetzen.

"Das Gefühl ist überwältigend, ich kann es nicht in Worte fassen", sagte die Niederösterreicherin, die "keinen Rummel um meine Person haben möchte". Ihre Zeit in Dubai beschrieb die Frau gegenüber der Zeitschrift "Österreich" als sehr belastend: "Man hat mir alles weggenommen und mich einfach eingesperrt. Niemand hat mich über meine Situation informiert."

Auch Christoph Schott, Kampagnenleiter bei der gemeinnützigen Organisation Avaaz, gratulierte Kurz, dieser habe "soeben seine erste Bewährungsprobe bestanden". Zugleich forderte Schott: "Minister Kurz muss Dubais Herrscher Scheich Mohammed öffentlich zu Gesetzesänderungen auffordern, damit Vergewaltigungsopfer in Zukunft geschützt und nicht strafrechtlich verfolgt werden." (APA, 31.1.2014)