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Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen das Stillen ihres Kindes künftig als Pflicht am Kind begreifen.

Foto: AP/Kamran Jebreili

In den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde ein Gesetz verabschiedet, das Müttern vorschreibt, ihr Kind bis zum zweiten Geburtstag zu stillen. Die Bestimmung ist Teil eines größeren neuen Kinderschutzgesetzes. Sozialministerin Mariam al-Roumi kritisierte den Beschluss, weil es die Möglichkeit eröffne, dass Männer ihre Ehefrauen bei Nicht-Befolgung verklagen.

Roumi sagte gegenüber der emiratischen Tageszeitung "The National": "Dieser Teil des Gesetzes kann eine Last sein. Wenn Frauen zum Stillen gezwungen werden, könnte dies zu neuen Gerichtsverfahren führen".

Selbsthilfegruppe: "Gesetz geht Schritt zu weit"

Eine Selbsthilfegruppe aus Dubai, die Mütter in psychischen Krisen nach der Geburt unterstützt, kritisierte das Gesetz. Laut "Out of the Blues" kriminalisiere es Mütter, wenn sie am verletzlichsten seien. "Ein Gesetz zu verabschieden, das Mütter potentiell unter Strafe stellt, geht einen Schritt zu weit", betonten die Stillbefürworterinnen in ihrem Statement. 

Bisher ist unklar, wie das Gesetz von den Behörden durchgesetzt werden kann. Strafen für säumige Mütter halten die verantwortlichen Politiker jedoch für wünschenswert. Mitglieder des nationalen Bundesrates, die das Gesetz beschlossen, schlugen vor, dass Kindern, deren Mütter gestorben sind oder aus physiologischen Gründen nicht mit der Brust ernährt werden können, eine Amme zur Verfügung gestellt werde. "Es ist das Recht eines jeden Kindes bis zum zweiten Lebensjahr gestillt zu werden", sagte Sultan al-Sammahi in "The National". Er verwies auf Studien, die den hohen Stellenwert des Stillens auf die Entwicklung des Kindes belegen würden.

Al-Shamsi: "Stillen keine Option, sondern Pflicht"

Ahmad Al-Shamsi, ein weiteres Ratsmitglied, betonte, das Gesetz sei dazu da, Stillen zu einer Pflicht für Mütter zu machen. "Es ist Teil davon, ein Kind aufzuziehen. Es ist verpflichtend und keine Option unter mehreren", erklärte er. Bei Gesetzen ginge es nicht immer nur um Steuern und Strafen, sondern manchmal auch um das Menschliche.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten müssen alle Regierungsgebäude Rückzugsräume zur Verfügung stellen, um berufstätigen Müttern das Stillen zu ermöglichen. In dem neuen Gesetz werden die Institutionen angehalten, die Vorschrift nun auch in die Tat umzusetzen. 

Weitere Bestimmungen des Kinderschutzgesetzes

Das nun beschlossene Kinderschutzgesetz besteht aus 77 Artikeln und berührt viele politische Bereiche. Erstmals wird es etwa Kinderschutz-ExpertInnen möglich sein, Kinder gegen den Willen der Eltern und ohne Gerichtsbeschluss aus den Familien zu nehmen, wenn sie in Gefahr sind. Schwangere Frauen erhalten durch das Gesetz vor und nach der Geburt Gesundheitsvorsorge und Kinder bekommen "das Recht auf beide Seiten der Familie".  (red, dieStandard.at, 10.2.2014)