Wien - Der Wiener Soziologie-Professor Jörg Flecker rät der Politik die Einführung einer 30-Stunden-Woche für alle ArbeitnehmerInnen in Betracht zu ziehen. Damit könnten Burn-outs verhindert und die "ausufernde Teilzeitquote" bei Frauen gesenkt werden, sagte Flecker im Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung" (Montag-Ausgabe).

Arbeiten heute "deutlich intensiver"

Der Soziologe forscht an der Universität Wien über Trends in der Arbeitswelt. Flecker verweist darauf, dass die ÖsterreicherInnen mit im Schnitt 42 Arbeitsstunden pro Woche nach den EngländerInnen in Europa am längsten arbeiten. Die Verkürzung der Arbeitszeit ist laut Flecker "keine ideologische Debatte", sondern im Hinblick auf eine gesundheits- und altersgerechte Arbeitswelt notwendig. "Man arbeitet heute außerdem auch deutlich intensiver als vor 20 Jahren." Davon zeuge auch die starke Zunahme psychischer Erkrankungen wie Burn-out.

Als positives Beispiel führt der Soziologie-Professor Finnland an, dort werde deutlich kürzer gearbeitet als in Österreich und die MitarbeiterInnen hätten mehr Möglichkeiten, für sich selbst im Alltag Grenzen zu ziehen. Die Frage der Verteilung der Arbeit werde in der österreichischen Politik vernachlässigt und dass es gar keine Debatte darüber gebe, liege am "Killerargument der Wettbewerbsfähigkeit", kritisierte Flecker. (APA, 10.2.2014)