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Mit 5,6 Prozent bleibt der Frauenanteil in Geschäftsführungen auf dem niedrigen Niveau des Vorjahrs.

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Wien - Die Zahl der Frauen mit einem Aufsichtsratsposten bleibt auf niedrigem Niveau. In den Aufsichtsräten der größten beziehungsweise umsatzstärksten Top-200-Unternehmen des Landes erhöhte sich der Frauenanteil im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um marginale 0,5 Prozentpunkte auf 13,9 Prozent. Das geht aus dem "Frauen-Management-Report 2014" der Arbeiterkammer Wien hervor.

Das bedeutet, dass von 1.796 Aufsichtsratsmandaten nur 250 von Frauen besetzt sind. In fast einem Drittel der Unternehmen (65 von 200) sind überhaupt alle Spitzenpositionen männlich besetzt. Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende gibt es nur in elf Firmen, lediglich zehn der Top-200-Unternehmen (5,0 Prozent) erreichen den Wert von 40 Prozent oder mehr Frauen.

Geschäftsführungen: Von 606 Positionen nur 34 mit Frauen besetzt

In den Geschäftsführungen ist der Frauenanteil noch niedriger. Mit 5,6 Prozent blieb der Wert auf dem Niveau des Vorjahres, von 606 Positionen sind nur 34 mit Frauen besetzt. Im Dienstleistungssektor ist der Anteil der Frauen in geschäftsführenden Positionen nach wie vor am höchsten, stagniert jedoch bei 9,6 Prozent. Im Finanzsektor beläuft er sich auf 5,1 Prozent, in der Industrie auf 4,6 und im Handel auf 4,4 Prozent. Im Handel sind übrigens mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen.

In den börsennotierten Unternehmen hat sich der Anteil von Frauen in Vorstandspositionen sogar von 3,3 auf 3,1 Prozent verringert. In den Aufsichtsräten der börsennotierten Firmen erhöhte sich der Anteil trotz zahlreicher freiwilliger Initiativen nur marginal, er liegt derzeit bei 12,0 Prozent (2013: 11,6 Prozent) und damit unter dem Ergebnis der Top 200 (13,9 Prozent) und der staatsnahen Unternehmen (33,0 Prozent). Die Arbeiterkammer moniert hier, dass freiwillige Berichtspflichten und Empfehlungen des Corporate-Governance-Kodex ein "hilf- und wirkungsloses Instrument" blieben.

An der Spitze: Island

Im Europavergleich zählt Österreich mit einem Frauenanteil von 12,0 Prozent in den obersten Leitungsorganen nach wie vor zu den Ländern mit den schlechtesten Ergebnissen. Im Spitzenfeld rangieren Island (49 Prozent), Norwegen (42 Prozent) und Finnland (29 Prozent). Der EU-Schnitt beträgt 17 Prozent. In Deutschland, der Slowakei und Slowenien etwa beträgt der Frauenanteil in den größten börsennotierten Betrieben 20 Prozent, in Tschechien 18 und in Ungarn wie in Österreich zwölf Prozent. Einen noch geringeren Wert als hierzulande gibt es etwa in der Türkei und Rumänien (9 Prozent) sowie in Portugal (7 Prozent).

Um die Zahl der Frauen in Führungsgremien zu erhöhen, gibt es in einigen europäischen Staaten bereis gesetzliche Frauenquoten. Im November des Vorjahrs erklärte Deutschland etwa, dass Aufsichtsräte von voll mitbestimmungspflichtigen und börsennotierten Unternehmen bei Neubesetzungen ab dem Jahr 2016 einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent aufweisen müssen. Italien und Belgien führten im Jahr 2011 Frauenquoten ein. Das erste europäische Land mit einer gesetzlichen Geschlechterquote war Norwegen 2003.

AK drängt auf gesetzliche Quote

In mittlerweile zwölf europäischen Staaten enthält der Corporate-Governance-Kodex - die freiwilligen Selbstregulierungsmaßnahmen für Unternehmen - genderbezogene Empfehlungen. Dazu zählen neben Österreich etwa Dänemark, Deutschland, Spanien und Frankreich. Die Bestimmungen seien meist wage formuliert, und bei Nichteinhaltung würden keine Sanktionen drohen, stellt die AK fest.

Die Arbeiterkammer drängte am Freitag in einer Aussendung daher auf eine gesetzliche Geschlechterquote von 40 Prozent bei der Besetzung von Aufsichtsratsmandaten. Die Einführung sollte schrittweise erfolgen, und bei Nichteinhaltung sollten wirksame Sanktionen wie spürbare Geldstrafen oder eine Eintragung im Firmenbuch drohen. "Mit Selbstverpflichtung und Freiwilligkeit kommt Frau in Österreich offenbar nicht weiter", erklärte AK-Vizepräsidentin Dwora Stein. (APA, 21.2.2014)