Insbesondere im Einzelhandel gibt es einen hohen Anteil an Teilzeitkräften. 47 Prozent der Arbeitnehmenden in der Branche sind nicht vollzeitbeschäftigt.

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Wien - Der Handel in Österreich ist eine wichtige Ausbildungsbranche und hat die Wirtschaftskrise gut überstanden. Dennoch fehlt es an Weiterbildungsmöglichkeiten und guten Erwerbschancen. Unter Teilzeitarbeit und niedrigen Gehältern leiden besonders die weiblichen Angestellten, zeigt eine am Mittwoch vorgestellte Studie von WIFO und IFES im Auftrag der Arbeiterkammer Wien (AK).

Die stabile Konsumnachfrage und Maßnahmen wie Kurzarbeit und Steuerreform habe zwar den Handel als Branche die Wirtschaftskrise gut bewältigen lassen, so AK-Präsident Rudi Kaske. "Die Arbeitnehmenden im Handel haben aber noch nicht von den positiven Entwicklungen der Branche profitiert."

Die meisten seit 2008 geschaffenen Arbeitsplätze in der Branche sind Teilzeitstellen. Der Anteil der Stellen ab 35 Stunden nehme im Handel weiter ab, so die Studie "Beschäftigung im Handel". Ein Fünftel der Teilzeitkräfte sagen, dass ihr Einkommen zum Leben nicht ausreiche, fügte Kaske hinzu.

Außergewöhnlich hoher Anteil an Teilzeitkräften

Insbesondere im Einzelhandel gibt es laut Studie einen außergewöhnlich hohen Anteil an Teilzeitkräften. 47 Prozent der Arbeitnehmenden in der Branche sind nicht vollzeitbeschäftigt. 2008 lag dieser Anteil noch bei 42 Prozent.

Von den Teilzeit-Arbeitenden sind 90 Prozent Frauen. "Der Handel ist eine Frauenbranche", sagte Silvia Angelo, die Leiterin der Wirtschaftspolitik bei der AK. Und auch wenn mit Teilzeit die Kinderbetreuung einfacher werde, arbeiteten 12,5 Prozent der Frauen nicht freiwillig in Teilzeitmodellen - sondern, weil keine anderen Möglichkeiten angeboten würden, erklärte die AK-Vizepräsidentin.

Es mangle den Frauen dadurch nicht nur an Einkommen, sondern auch an Weiterbildungsmöglichkeiten. Gerade die unregelmäßigen Arbeitszeiten würden auch private Weiterbildungen außerhalb des Betriebes schwierig machen, so Angelo.

Eine Woche bezahlte Bildungsfreistellung

Die Vizepräsidentin der AK und Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-djp, Dwora Stein, fordert darum eine Woche bezahlte Bildungsfreistellung. Die Durchlässigkeit und Karrierechancen müssten mehr gefördert werden. Für ein modernisiertes Gehaltsschema sei es auch wichtig, Qualifikationen und Sprachkompetenzen insbesondere der Migrantinnen anzuerkennen, erklärte sie. "Es ist so, dass beispielsweise Sprachkenntnisse gerne genutzt, aber kaum entlohnt werden", so Stein.

"Vom Handel erwarte ich mir, dass er uns bei der Forderung nach einer Lohnsteuersenkung unterstützt", ergänzte Kaske. Es gäbe schließlich auch hier ein Interesse, den Inlandskonsum durch mehr Netto für Brutto anzukurbeln. (APA, 26.2.2014)