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Die Spuren von häuslicher Gewalt zeigen sich oft im Krankenhaus. Doch dort gibt es zu wenig Personal, das auch ausreichend geschult ist, kritisieren die Autonomen Frauenhäuser Österreich.

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Wien - Krankenhäuser sind seit dem Jahr 2010 verpflichtet, Opferschutzgruppen für von Gewalt betroffene Menschen einzurichten. Im Allgemeinen Krankenhaus in Wien gibt es eine solche, ebenso in Linz. Diese beiden zählen aber zu den rühmlichen Ausnahmen, so Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.

Know-How in Spitälern fehlt

Laut Schätzungen ist etwa jede vierte Frau von Gewalt betroffen, ihre AnsprechpartnerInnen sind oft ÄrztInnen oder Spitäler. In diesen wisse man aber oft nicht, wie mit diesen Opfern umzugehen sei oder wie der Vorfall richtig dokumentiert wird. Es fehle an Personal, das sich hierfür zuständig fühlt und auch am nötigen Know How, so die Gewaltschutzexpertin.

"Die Umsetzung passiert leider nur sehr zögerlich", stellte die Vereins-Geschäftsführerin fest und ortet eine Ursache hierfür in der wagen Formulierung im Gesetz: Für die Finanzierung seien die Länder zuständig, ansonsten finde sich darin wenig Anleitung sowie keine Information über einheitliche Standards. "Das ist der Grund für die zögerliche Implementierung", erklärte Rösslhumer.

AKH Wien und Linz rühmliche Ausnahmen

"Gut funktionierende" Opferschutzgruppen gebe es bereits im AKH Wien sowie einer Einrichtung in Linz. Meist sind es engagierte Krankenschwestern oder Ärzte, die sich der Gewaltopfer annehmen. "Aber den meisten fehlt es an Wissen", so Rösslhumer, die auch das fehlende Geld und manchmal auch die mangelnde Bereitschaft kritisiert: "Es braucht einen wichtigen Anstoß, auch einen politischen."

Viele Spitäler verfügen bereits über Kinderschutzgruppen. "Die haben sich bewährt, ähnliches brauchen wir auch für Erwachsene", fordert die Vereins-Chefin. Dort wo es sie bereits gibt, arbeiten sie gut mit den Frauenhäusern zusammen und entlasten diese. Die an den Krankenhäusern Verantwortlichen wüssten genau was im Fall der Fälle zu tun ist, die betroffenen Frauen müssen etwa nicht von Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser begleitet werden.

Politischer Wille und Finanzmittel gefordert

"Die Politik muss sich dafür einsetzen und genügend Geld zur Verfügung stellen. Es gibt ja engagierte Leute, aber wenn es zum Beispiel an einem Fotoapparat scheitert, um Verletzungen zu dokumentieren, ist das sehr schwach", meinte Rösslhumer. Zahlen darüber, wie viele Spitäler bereits über eine Opferschutzgruppe verfügen, gibt es derzeit noch nicht.

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser arbeitet derzeit im Rahmen eines EU-Projekts an der Entwicklung eines Manuals über die Installierung einer solchen Gruppe. Das Manual soll bis zum Sommer fertiggestellt sein, danach sind Seminare in den Spitälern geplant. Zur Zeit laufen auch die Vorarbeiten für die österreichweite Kampagne "Gewaltfrei leben", die im September präsentiert wird.

Wehsely widerspricht: Opferschutzgruppen seit 2000 in Wien installiert

Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely widersprach am Montag der Darstellung von Maria Rösslhumer. Seit dem Jahr 2000 befinden sich in den Spitälern des Wiener Krankenastaltenverbundes (KAV) Opferschutzgruppen, so Wehsely in einer Aussendung. Aufgabe dieser Gruppen sei es, Opfer von meist häuslicher Gewalt Hilfe und Unterstützung anzubieten. Die SpitalsmitarbeiterInnen im KAV würden zudem regelmäßig aus- und weitergebildet in der Erkennung und Sensibilisierung von Gewaltopfern.

Derzeit gäbe es sechs Opferschutzgruppen in KAV-Spitälern: Im Donauspital, in der Krankenanstalt Rudolfstiftung, im Kaiser-Franz-Josef-Spital, im Krankenhaus Hietzing, im Wilhelminenspital und im AKH Wien. (APA/red, dieStandard.at, 3.3.2014)