Das LUmia 2520 ist Nokias erstes Tablet mit Windows RT.

Foto: derStandard.at/Riegler

Das Display ist sehr hell und auch in hellerer Umgebung gut lesbar.

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Die Rückseite des roten Modells enttäuscht: das glatte Material verschmiert und zerkratzt schnell.

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Das Tablet misst 168 x 267 x 8,9 mm.

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Die Nutzung Windows RT wird durch eine inkonsistente Oberfläche und eingeschränktes App-Angebot getrübt.

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Die Schnappschnüsse mit der Hauptkamera sind in Ordnung. (Link auf Original-Datei)

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Mit Gegenlicht oder anderen schlechten Verhältnissen gelingen die Fotos jedoch nicht. (Link auf Original-Datei)

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Bereits im Oktober hat Nokia mit dem Lumia 2520 ein Tablet basierend auf Windows RT angekündigt. Mit dem Marktstart hat man sich allerdings Zeit gelassen. Und so ist das 10-Zoll-Tablet erst mit Anfang April hierzulande erhältlich. Der WebStandard hat sich angesehen, wie sich das Nokia-Tablet im Test schlägt.

Frühere Gehversuche

Es ist nicht der erste Versuch Nokias an einem Tablet. Schon die Modelle N700, N800 und N900 haben den Namen "Internet Tablet" getragen, wenngleich sie mit heutigen Geräten unter dem Produktnamen Tablet nicht zu vergleichen sind und eher Smartphones ähneln. Aber auch ein größeres Windows-Gerät hatte das Unternehmen schon im Portfolio: 2009 kam mit dem Booklet 3G ein Minilaptop mit Windows 7 auf den Markt. Mit dem Lumia 2520 beschreitet das Unternehmen abermals Wege abseits des Handy- und Smartphonegeschäfts. Es ist Nokias erstes Tablet mit Windows RT.

Design

Beim Design hat sich Nokia an seinen Lumia-Smartphones orientiert. Im Vordergrund steht ein Unibody-Kunststoffgehäuse in knalligem Rot. Das Lumia misst 168 x 267 x 8,9 mm und zählt damit nicht gerade zu den dünnsten Tablets. Auch das Gewicht ist hoch: 615 Gramm bringt es auf die Waage. Tablets anderer Hersteller sind auf deutlich schlankerem Fuß unterwegs. Schon nach kurzer Zeit in den Händen wird das Tablet zu schwer und man sucht nach der nächsten Ablagefläche.

Die Verarbeitung ist solide, allerdings lässt sich das Gerät an der Rückseite spürbar eindrücken. Sehr unangenehm ist das Material des Gehäuses. Der Kunststoff des roten Tablets greift sich schmierig an und ist auch bei sauberen Händen nach kürzester Zeit mit Fingerabdrücken bedeckt. Frisch geputzt ist die Oberfläche des Geräts zwar eine glänzende Sache, doch lange halt das nicht an. Auch ist die Rückseite anfällig für Kratzspuren. Eine schwarze Version kommt mit mattem Finish, stand der Redaktion aber nicht zum Testen zur Verfügung.

Display

Der IPS-Screen misst 10,1 Zoll bei einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel. Das ergibt eine Pixeldichte von 218 Pixel, mit der das Nokia-Tablet hinter jener von Konkurrenten wie Apples iPads mit Retina-Display oder den aktuellen Galaxy-Tablets von Samsung liegt. Das tut der Qualität des Bildschirms jedoch keinen Abbruch. Denn mit einer Leuchtdichte von 650 Nits ist das Display sehr hell. Dadurch lässt sich es auch bei hellerem Umgebungslicht noch gut lesen. Das Display zeichnet sich außerdem durch einen hohen Blickwinkel und leuchtende Farben aus.

Performance

Als Motor ist in dem Tablet ein 2,2 GHz getakteter Quadcore-Prozessor Snapdragon 800 verbaut, der von 2 GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. Im Test Ice Storm Unlimited von 3DMark, der die Leistung von Grafik und Hauptprozessor auf die Probe stellt, erreicht das Tablet einen guten Score von 16.149. Das Lumia-Tablet liegt hier unter anderem vor Samsungs Galaxy Note 10.1 (2014).

Spiele mit aufwändiger Grafik sollte das Gerät also locker bewältigen, allerdings zeigt sich bei der Alltagsnutzung ein differenzierteres Bild. So kam es am Testgerät gelegentlich vor, dass Apps abstürzten bzw. Teile der App-Fenster auch beim Schließen der Anwendung am Display "hängen" blieben. Scrollen und Zoomen, beispielsweise in Nokias Kartenanwendung Here Maps funktioniert wiederum sehr flüssig.

Im Javascript-Browser-Test Sunspider kommt das Tablet mit dem Internet Explorer (über WLAN) auf einen guten Wert von 526,1 ms. Damit liegt es etwa vor Sonys schnellem Android-Tablet Xperia Z2 Tablet, aber hinter Apples iPad Air.

Kamera

Neben einer Frontkamera mit mit 1,2 Megapixel ist auf der Rückseite eine 6,7-Megapixel-Kamera verbaut. Die Ergebnisse der Hauptkamera sind passabel, sofern die Umgebung ordentlich ausgeleuchtet ist. Aufnahmen mit Gegenlicht gelingen nicht.

Die Kamera-App von Windows RT bietet nur ein paar Einstellungsmöglichkeiten. So kann man direkt am Screen zwischen Videos, Fotos und Panorama-Aufnahmen auswählen. In den erweiterten Einstellungen kann man den Fokuspunkt neu justieren und die Belichtung einstellen. Die Kamera macht automatisch mehrere Aufnahmen, aus denen man die beste auswählen und speichern kann.

Zusätzlich gibt es eine Kamera-App von Nokia, die jedoch weniger Einstellungen aufweist, dafür kann hier durch Antippen des Displays fokussiert werden. Bei der Windows-App funktioniert das nicht: hier wird beim Tippen auf das Display sofort eine Aufnahme ausgelöst.

Akku

Der fix verbaute Akku verfügt über eine Kapazität von 8.120 mAh. Die Standby-Zeit gibt Nokia mit maximal 25 Tagen an. Im Test hielt der Akku bei 100 Prozent Displayhelligkeit mit durchgehend eingeschaltetem Display und aktiviertem WLAN etwas mehr als fünf Stunden durch. Bei intensiverer Nutzung wird das Gerät an der Rückseite warm, aber nicht heiß. Das Aufladen erfolgt über einen proprietären 2,5-mm-Anschluss.

Internes

Der interne Speicher beträgt 32 GB, über microSD-Karten kann der Speicher um bis zu 64 GB aufgestockt werden. Zum Übertragen von Daten stehen WLAN 802.11 a/b/g/n, Bluetooth 4.0 und ein micro-USB-3.0-Anschluss zur Verfügung. Allerdings fehlt im Lieferumfang das USB-Kabel. Auch ein NFC-Chip ist verbaut. Zudem unterstützt das Lumia 2520 LTE, auch in österreichischen 4G-Netzen.

Software

Auf dem Gerät ist Windows RT 8.1 vorinstalliert. Die Apps der Bürosuite Office wie Word, Excel, Outlook und Powerpoint können kostenlos nachgeladen werden. Von Nokia sind die bereits erwähnten Here Maps und die Kamera-App, sowie darüber hinaus Nokia Storyteller und Video Director, Musik und die Support-Anwendung MyNokia vorhanden.

Windows RT ist eine riskante Wahl für ein Tablet. Mehrere Hersteller haben bereits ihre Modelle mit RT wieder eingestellt, da sich die Geräte nicht verkaufen. Microsoft hat selbst eingestanden, dass Nutzer von der Dualität Windows 8 und RT verwirrt waren. Die Benutzeroberfläche von RT selbst ist teilweise ebenfalls verwirrend. So nutzt man für den Großteil aller Apps die RT-Oberfläche (vormals "Metro"). Wenn man die Office-Anwendungen öffnet, wechselt man in eine Desktop-Ansicht.

Derartige Inkonsistenzen ziehen sich quer durchs System - beispielsweise gelangt man über die Sidebar zu sehr reduzierten Geräteeinstellungen. Nur in der Desktop-Ansicht lassen sich über das Control Panel weitere Änderungen vornehmen. Auch ist die App-Verfügbarkeit eingeschränkt. So sucht man im Store beispielsweise vergebens nach den Browsern Firefox und Chrome, auch andere populäre Apps wie Quizduell, Snapchat fehlen. Bis auf Google Search gibt es keine offiziellen Google-Anwendungen. Klassische Windows-Programme können nicht installiert werden.

Fazit

Das beste Feature am Lumia 2520 ist das Display. Durch seine hohe Helligkeit ist es auch in helleren Umgebungen lesbar. Auch bringt der Prozessor eine ordentliche Leistung mit. Doch diese zwei Features schaffen es kaum, die Kritikpunkte auszubalancieren. Das Gehäuse ist schwer und aus einem unangenehmen Material. Das Betriebssystem und die und App-Auswahl sind zu stark eingeschränkt. Zu einem Preis von stattlichen 750 Euro findet man am Markt attraktivere Tablets. (Birgit Riegler, derStandard.at, 1.4.2014)