Tails ist auf sichere und anonyme Kommunikation spezialisiert und nur eingeschränkt als Betriebssystem für den Alltag zu gebrauchen.

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Videokonferenz mit Edward Snowden

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Wenn Edward Snowden mit Journalisten kommuniziert, besteht er auf Verschlüsselung. Sowohl er und sein Empfänger müssen E-Mails verschlüsseln, um die brisanten Inhalte vor neugierigen Augen – insbesondere jenen der NSA – zu schützen. Doch Snowden geht noch einen Schritt weiter. Er nutzt ein Betriebssystem, das einzig und allein für den Zweck entwickelt wurde, sich anonym im Netz zu bewegen.

Tails heißt das Linux-System, das sich von einem Wechseldatenträger – etwa von DVD oder einem USB-Stick - aus starten lässt. Als Basis wird Debian genutzt. Diverse Werkzeuge zum Schutze der eigenen Privatsphäre sind vorinstalliert, erklärt Wired. Darunter auch Tor, das den Datenverkehr über eine Reihe von Proxyservern schleust und damit schwerer nachverfolgbar macht.

Spurlos

Snowden, der Journalist Glenn Greenwald, die Filmemacherin Laura Poitras und andere Involvierte nutzten Tails auch, weil das System so konzipiert ist, dass es lokal keine Daten über die eigenen Aktivitäten hinterlegt. Das macht es unempfindlich gegen Malware und verhindert auch, dass auf dem jeweiligen Datenträger im Nachhinein belastendes Material oder ein Hinweis auf dessen Quelle aufgespürt werden kann.

Das Aufsetzen des Systems, erläutert Poitras gegenüber Wired, benötigt dabei etwas Arbeit. Sobald Tails einmal eingerichtet ist, soll es aber gut zu bedienen sein. Hilfreich ist, dass Software wie Tor bereits vorinstalliert ist und automatisch startet.

Gegen die "Meister des Internets"

Die Entwickler hinter Tails sind namentlich nicht bekannt. Dies dient auch dazu, so sagen sie, um den Quellcode vor dem Einfluss von Regierungen zu schützen. "Die Meister des heutigen Internets", so das Kollektiv weiter, "namentlich Marketinggiganten wie Google, Facebook und Yahoo und die Geheimdienste wollen, dass unsere Leben online immer transparenter werden – und das nur zu ihrem eigenen Nutzen." Tails soll dazu als Gegengewicht fungieren.

Open Source

Dass die Entwickler anonym bleiben, erschwert es natürlich, Vertrauen in ihre Software zu haben. Wer sich Sorgen macht, kann allerdings Einblick auf den gesamten Quellcode nehmen, da es sich um ein Open Source-Projekt handelt. Ursprünglich hießt das System "Amnesia" und basierte auf einer Linux-Distribution namens "Incognito". Die beiden Projekte verschmolzen schließlich zu "The Amnesic Incognito Live System".

Finanziert wird die Entwicklung über Spenden, dazu versucht man auch, eine Förderung der Knight Foundation. Ein zweites Team arbeitet mittlerweile an einer mobilen Version, die auf Android- und Ubuntu-Tablets laufen soll.

Spezialist

Nutzer seien allerdings gewarnt: Tails wurde zum Zwecke anonymer und geschützter Online-Kommunikation erfunden und sollte auch nur dafür eingesetzt werden, wenngleich mit OpenOffice und dem Bildbearbeitungsprogramm GIMP auch Produktiv-Apps für einfache Tätigkeiten an Bord sind. Wer andere Dienste in Anspruch nimmt, die mit der eigenen Identität in Verbindung gebracht werden können, hebelt sämtliche Sicherheitsmechanismen aus. (red, derStandard.at, 15.04.2014)