Nächsten Freitag startet das Donaufestival in Krems. Festivalleiter Tomas Zierhofer-Kin freut sich schon auf die Zeit danach, wenn er endlich wieder "aktiv " wohnen wird. Wojciech Czaja wollte wissen, was das heißt.

"Ich bin grad mitten im Vorbereitungschaos. Und wie jedes Jahr zu dieser Zeit habe ich keinen Kopf für irgendwas, was auch nur am Rande mit normalem Leben und Wohnalltag zu tun hat. Ich steh zu früh auf, geh viel zu spät schlafen, bin dauernd müde, esse viel zu wenig und vor allem viel zu schlecht, treffe kaum Freunde und versuche, mit einer gewissen Mischung aus Vorfreude, Nervosität und Leidensfähigkeit das Chaos so in Zaum zu halten, dass das Festival nächsten Freitag gut starten kann.

"Das ist wirklich nicht der ergonomischste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann", sagt Tomas Zierhofer-Kin, der zum Worken lieber ins Café flüchtet. (Foto: Pilo Pichler)
Foto: Pilo Pichler

Insgesamt dauert die Chaosphase rund zwei Monate. Mein Kühlschrank ist leer, und die Pflanzen, die ich zum Überwintern von der Terrasse in die Wohnung gebracht habe, sind auch schon ganz böse auf mich. Aber was soll ich sagen? Ich genieße diesen Ausnahmezustand. Und vor allem genieße ich es, einen Job machen zu dürfen, der übers Jahr verteilt so abwechslungsreich ist und so viele unterschiedliche Arbeitsqualitäten bietet. Sonst würde ich ihn ja auch nicht machen.

Wie man sieht, ist mein Wohnzimmer derzeit ein Hybrid aus Arbeitszimmer, Abstellkonglomerat und provisorischem Wintergarten voller Wasserdampf, damit die Orchideen nicht komplett eingehen. Wenn ich arbeite, dann meist mit Laptop und iPhone auf der Couch sitzend. Und das ist fatal. Denn einerseits ist dieses unsägliche rote Sofa, das ich vor Jahren einmal im Kaufhaus mit den drei X zum Schnäppchenpreis ergattert habe, als Bürodrehstuhl-Substitut nur bedingt geeignet, mir tun bereits Rücken und Schultern weh, und andererseits gibt das Sofa ein ziemlich bequemes Bett ab. Ich kann gar nicht mehr nachzählen, wie oft ich hier schon mit dem Apple am Bauch eingeschlafen bin.

Daher weiche ich zum Arbeiten gerne aus. Ich habe drei Büro-Dependancen, und zwar das Espresso, das Café Kafka und den Future Garden, und da haben die Sessel und Bänke mehr Ähnlichkeit mit einem Bürodrehstuhl als mein rotes XXX-Sofa. Ich bin gerne unter Leuten. Und solange meine Wohnung noch so ausschaut, wie sie ausschaut, flüchte ich. Nach dem Festival kommt wieder das aktive Wohnen. Das weiß ich! Und dann werde ich auch wieder mehr Zeit zu Hause verbringen.

Was ich dann machen werde? Aufräumen. Pflanzen aufpäppeln. Freunde zum Abendessen einladen. Ich bin ja leidenschaftlicher Koch, und das wichtigste Kriterium dieser Wohnung, auf die ich übrigens letztes Jahr, ganz ehrlich, im Immobilien-STANDARD gestoßen bin, war für mich die Terrasse. Die musste einfach sein, denn das ist mein kleiner Großstadtdschungel mit Beeten, in denen ich diverse Bio-Kräuterchen ziehe.

Das ist eine Mietwohnung mit 65 Quadratmetern, mitten in der Mariahilfer Straße, und die Möbel sind recht unaufregend. Ein Lieblingsstück hab ich allerdings, und zwar diesen mobilen Klappfauteuil aus Holz und Leder. Den hab ich von einem Freund geschenkt bekommen. Nur leider sehe ich ihn viel zu selten, ich meine den Fauteuil, weil er meist als Mantelgarderobe herhalten muss. Doch jetzt, nachdem der Fotograf gesagt hat, ich soll mich da reinsetzen, ist es ausnahmsweise ein Fauteuil.

Manchmal denke ich darüber nach, wie ich später mal wohnen möchte. Mein Wunsch wäre eine kleine Wohnung ohne Wände. Am liebsten hätte ich so eine Art Miniloft, ohne dass das gleich absurd teuer sein muss. Ich hasse es, dass die meisten Wohnungen in dieser Größenordnung immer nur aus Kämmerchen und Schuhkartons bestehen. Ich brauche Raum! Und ich brauche städtisches Leben um mich herum. Ich will möglichst viel zu Fuß machen, und ich liebe es, auf der Terrasse zu stehen und auf die Karlskirche und die blinkenden Hochhaus-Baustellen zu schauen." (DER STANDARD, 19.4.2014)