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Conchita Wurst tritt am Donnerstag in Kopenhagen an.

Foto: EPA/BETINA GARCIA

Wien - Ab Dienstag geht es um die Wurst. Nicht für Conchita, aber in Kopenhagen beginnen die Semifinale für den 59. Eurovision Song Contest. 37 mehr oder weniger hoffnungsfrohe Unterhaltungskünstlerinnen und -künstler werben mit ihrer Kunst um die Gunst, auf einem der 26 Finalplätze starten zu dürfen. Am Donnerstag ist es für Conchita Wurst so weit, das Finale wird am Samstag ausgetragen.

Conchita Wursts Titel Rise Like A Phoenix hat Buchmachern zufolge gute Chancen, ins Finale zu kommen. Angelehnt an die klassischen James-Bond-Titelsongs der 1960er-Jahre, hebt sich das Lied der falschen Dame mit dem richtigen Bart und dem falschen Ama-Gütesiegel wohltuend vom sonst überwiegenden Karussellgedudel ab. Genau das kann natürlich auch ihr Untergang sein. Im Vorfeld aber spricht auch die Medienweisheit "Wer schimpft, kauft" für sie. Denn Frau Wurst polarisiert.

Zwar sorgt ein Mann in Frauenkleidern für Schenkelklopfer von Minsk bis Villach, aber außerhalb deklarierter Spaßzonen wird es schnell ernst. Was der gemeine Gemeine nicht kennt und nicht versteht, lehnt er ab. Dementsprechend gehen seit Wochen in den euphemistisch soziale Medien geheißenen Plattformen die Wogen der Intoleranz hoch. Gerade in den jungen Demokratien und Diktaturen des Ostens liegt die Latte der Toleranz für viele zu hoch oder wurde bereits auf den Boden getreten.

Österreichs Ansehen, huch!

Doch selbst in der großen Musiknation Österreich ist der bürgerlich Thomas Neuwirth gerufene Sänger und Travestiekünstler umstritten. Aber welche Teilnehmer waren das in den vergangenen Jahren nicht?

Von Alf Poier bis zu den Trackshittaz - wenn Österreich nicht gleich auf eine Teilnahme verzichtet, gehört es zur Folklore des Song Contests, dass sich das heimische Publikum um das Ansehen Österreichs im ansonsten gern mit Verachtung gestraften Europa sorgt. Umso erstaunlicher, dass gerade Alf Poier in einem Interview in Die ganze Woche seine behauptete buddhistische Toleranz fahren lässt, Wurst als ein "künstlich hochgezüchtetes Monster" bezeichnet und ihr Antreten als "verschwulte Zumpferl-Romantik" diskreditiert.

Conchita kann das egal sein. Wurst ist es ihr nicht, denn seinen Künstlernamen leitet der 25-jährige schwule Steirer von dem Gedanken ab, dass es Wurst sein müsse, woher jemand kommt, welche sexuelle Orientierung jemand hat und was er oder sie trägt. Toleranz verlangte Wurst bisher schon als Teilnehmerin an TV-Formaten wie Die große Chance (ORF), Die härtesten Jobs Österreichs (ORF, in der Fischverarbeitung) oder Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika (RTL).

Gewonnen hat sie bisher in keinem dieser Formate. Aber wie ihre Biografie zeigt und der Titel Rise Like A Phoenix andeutet: Conchita Wurst ist gekommen, um immer wiederzukehren. (Karl Fluch, DER STANDARD, 6.5.2014)