Wissenschafterinnen/ Praktikerinnen: Elfie Resch, Katharina Prinzenstein, Angelika Hofmann, Ilse Stadler, Heide Studer, Christine Rottenbacher
Foto: Sabine Prokop
Tautendorf - Fast schon legendär ist Österreichs schlechtes Abschneiden im internationalen Vergleich, wenn es den Anteil an Wissenschafterinnen und ihre Förderung betrifft. Dabei tritt einmal mehr die Ungleichstellung von Männern und Frauen zutage. So absolvierten laut aktueller Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit im Jahr 2001 im Schnitt rund 30 Prozent der Personen im typischen Abschlussalter ein Universitätsstudium, in Österreich waren es hingegen nur 16,6 Prozent. Eine geringere Anzahl an Hochschulabschlüssen wies von den 17 OECD-Staaten, für die Daten vorlagen, nur noch Tschechien (14,1 Prozent) auf. Die Ungleichstellung von Männern und Frauen erklärt die OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2003" so: "In der Vergangenheit hatten Frauen nicht genügend Möglichkeiten und/oder Anreize, den gleichen Bildungsstand wie die Männer zu erreichen." In Niederösterreich fehlen zudem für Akademikerinnen Netze für Austausch und Zusammenarbeit, ebenso wie ausreichend wissenschaftliche Arbeitsplätze. Gibt es doch hier keinen traditionellen Universitätsstandort wie in anderen Bundesländern.

Die "Freien" organisieren sich selbst

Erste Arbeits- und Netzwerkideen wurden jetzt mit der Herbstveranstaltung in Tautendorf (Waldviertel) der NÖ-Gruppe des Verbands feministischer Wissenschafterinnen (VfW) ein wichtiger Schritt umgesetzt. Die Frauen aus Fachbereichen wie Landschaftsplanung, Sozial- und Geisteswissenschaften bis zu Kunst stellten ihre Arbeit vor und arbeiteten Möglichkeiten für Kooperationen aus: historische Aufarbeitung der Rolle von Frauen in NÖ, Gemeindeplanung / Stadtentwicklung mit Blick auf Frauen und Mädchen - also die Umsetzung des Gender Mainstreaming (siehe Kasten). Den Vernetzungsgedanken erklärt NÖ-Kontaktfrau Dipl. Ing. Heide Studer so: "Es gibt in Niederösterreich viele Wissenschafterinnen und jede arbeitet für sich. Der noch sehr junge Hochschulstandort hat dazu geführt, dass wissenschaftlicher Austausch und Vernetzung nicht schon über die Universität stattfinden. In Zukunft sollen Forscherinnen in und für Niederösterreich durch unsere Gruppe verstärkt vernetzt werden."

Frauenforschen in Sicht

Wissenschaftliche Expertinnen-Vernetzung als arbeitsmarktrelevante Frauenförderung und Innovationsfaktor für umfassende soziokulturelle Regionalentwicklung würde in jedem Fall der Ungleichstellung von Männern und Frauen in der Wissenschaft entgegenwirken. "Wir arbeiten daran, unser Forschen und Arbeiten als Wissenschafterinnen öffentlich sichtbar zu machen, dem Stadt-Land-Gefälle entgegen zuwirken. Die Region als wissenschaftliches Tätigkeitsfeld muss stärker betont werden. Dazu sind auch öffentliche Mittel notwendig", so Landschaftsplanerin Studer. Interesse an der NÖ Gruppe zeigt vor allem das Frauenreferat des Landes, finanziell unterstützt haben auch die Grünen Krems. Heide Studer abschließend: "Die Herbstveranstaltung sollte Wissenschafterinnen und Künstlerinnen aus verschiedenen Fachbereichen zusammenführen und in einem niederösterreichisch-spezifischen Austausch münden. Das ist gelungen, kann aber erst ein Anfang sein."