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Claire Gmachl
Foto: APA
Washington - Als eine von zehn "Brillanten Wissenschaftern unter 40" ist die Österreicherin Claire Gmachl vom US-Wissenschaftsmagazin "Popular Science" heuer ausgezeichnet worden. Die 37-jährige Salzburgerin forscht in den USA an so genannten Quantenkaskaden-Lasern und hat seit einem Jahr an der Spitzen-Universität Princeton eine Professur für Elektrotechnik inne. Die Angewandte Physikerin sieht sich selbst auch als Vorbild für Studentinnen, in Naturwissenschaft und Technik Karrieren anzustreben - derzeit inspiriert Gmachl allerdings nur junge Frauen an ihrer Uni in New Jersey.

Forschungsgebiet

Quantenkaskaden-Laser sind Halbleiter-Laser mit infrarotem und daher für das Auge unsichtbarem Licht. "Man kann sich Eigenschaften von den Lasern 'wünschen' und diese dann demgemäß designen", erläutert Gmachl. Die Laser eignen sich besonders für die chemische Gasanalyse, weil jedes Spurengas charakteristische Merkmale aufweise, die man im Infrarot-Bereich sichtbar machen kann. Die Anwendungsmöglichkeiten seien vielfältig, etwa in der Umweltforschung wo Spuren von Treibhausgasen aufgespürt werden, in der Medizin in der Atemgasanalyse, wenn Chemikalien im Atem analysiert werden, um etwa Nieren- oder Leberprobleme zu diagnostizieren. In der Transplantationsmedizin werde bei der Ablehnung eines Organs ein Spurengas ausgeatmet - durch einen einfachen, nicht invasiven Atemgastest könnten Probleme frühzeitig erkannt werden.

Einsatz in der "Terrorbekämpfung"

Das US-Magazin "Popular Science" hatte besonders die Anwendung der Quantenkaskaden-Laser zur Entdeckung von Sprengstoff und chemischen Waffen in der "Terrorbekämpfung" hervorgehoben. Grundsätzlich könnten mit den Lasern Sensoren für alle gasförmigen Chemikalien konstruiert werden, bestätigt Gmachl, schwierig sei dabei, ähnliche Stoffe auseinander zu halten. Bei Sicherheitskontrollen durch Laser-Sensoren mache etwa das in den meisten Gepäckstücken vorhandene Parfum bzw. dessen flüchtige Substanzen Probleme.

Lebenslauf

Gmachl hatte nach einem Diplomstudium in Innsbruck an der Technischen Universität (TU) Wien in Elektrotechnik promoviert, sie sieht sich selbst als "angewandte Physikerin". Vor acht Jahren hat die Salzburgerin nach sechsmonatiger Assistentinnen-Tätigkeit an der TU Wien Österreich verlassen und eine PostDoc-Stelle bei den "Bell Laboratories" angenommen. Aus der ursprünglich geplanten Rückkehr wurde nichts, sie blieb zur Grundlagenforschung im Labor. Vor einem Jahr bekam Gmachl dann von der Universität Princeton eine Professur angeboten, wo sie jetzt unterrichtet und forscht. Princeton zählt zur so genannten "Ivy League", wie die Spitzen-Unis mit höchstem Standard in den USA genannt werden. An der privaten Uni ist laut Gmachl auch das zahlenmäßige Verhältnis zwischen ProfessorInnen und StudentInnen angenehm.

Frauenanteil in der Naturwissenschaft

Als Frau nimmt Gmachl in der Elektrotechnik zwar auch in den USA eine gewisse Pionier-Rolle ein, allerdings ist in Österreich der Anteil von Frauen in Physik und Technik noch geringer. Am Elektrotechnik-Institut in Princeton gebe es immerhin vier Professorinnen im Lehrkörper von über 30 Personen, bereits 40 Prozent der StudentInnenschaft seien weiblich. Als Gmachl vor ein paar Jahren in Wien unterrichtete waren nur sieben ihrer über 300 Elektrotechnik-Studenten weiblich. "Die Unterrepräsentierung von Frauen in Technik und Naturwissenschaften ist in Europa viel stärker als in den USA", konstatiert sie. In den USA gebe es Technik-Förderungsprogramme für Mädchen schon in der Schule. "Ich selbst möchte auch Vorbild für die Studentinnen sein", meint Gmachl: Elektrotechnik könne Frauen genauso gut wie Männern Spaß machen. Während ihres eigenen Studiums habe sie sich als Frau nie benachteiligt gefühlt, allerdings sei ihr Interesse auch nicht besonders gefördert worden.

"Role Model"

Obwohl die Physikerin auch in Österreich ambitionierten jungen Mädchen und Frauen als "Role Model" für eine Karriere dienen könnte, wurde sie bisher nicht zum Thema "Frauen und Naturwissenschaften" eingeladen. Die Österreichische Physikalische Gesellschaft habe sie für Fachvorträge kontaktiert. Eine Rückkehr schließt die Salzburgerin nicht aus. Trotz der guten wissenschaftlichen Möglichkeiten in den USA schätzt sie die höhere Lebensqualität in Österreich. Das Land habe eine hervorragende universitäre Ausbildung, lobt Gmachl, aber es bilde oft mehr Leute aus als qualifizierte Jobs zur Verfügung stehen. "Eine gute Stelle in Österreich kommt nur alle fünf bis zehn Jahre". (APA)