Bild nicht mehr verfügbar.

Vor allem 2011 und 2012 gingen AktivistInnen, wie hier in Brasilien, weltweit unter dem Titel "SlutWalk" auf die Straßen. "My Little Black Dress does not mean Yes" lautete einer der Slogans der SlutWalks.   

Foto: Reuters/UESLEI MARCELINO

São Paulo – "Frauen mit körperbetonter Kleidung sind selbst schuld, wenn sie sexuell belästigt werden" - 65,1 Prozent der BrasilianerInnen stimmen dieser Aussage teilweise oder gänzlich zu. Das zeigt eine umfangreiche Studie, für die 3.810 Frauen und Männer befragt wurden und die gestern vom Institute of Applied Economic Research (IPEA) präsentiert wurde. 

Widersprüchlichkeiten

58,5 Prozent der zwischen Mai und Juni letzten Jahres Befragten machen auch das Verhalten von Frauen verantwortlich: Mit "angemessenem Benehmen" könnten Frauen Vergewaltigung verhindern. Auf der anderen Seite wird physische Gewalt von den Interviewten wenig toleriert: 91,4 Prozent wollen einen Mann, der seine Frau schlägt, im Gefängnis sehen. Und 82,1 Prozent stimmen der Aussage nicht zu, dass Frauen, die geschlagen werden, zugunsten ihrer Kinder darüber schweigen sollten.

Die Studien-AutorInnen sehen die herrschende Ambiguität im Diskurs als eines der zentralen Studienergebnisse. Dass Männer über Frauen bestimmen, sei noch immer weitgehend akzeptiert, physische Gewalt ist es hingegen nicht mehr. Für Carmita Abdo, Koordinatorin eines Studien-Programms über Sexualität an der Universität von São Paulo,
sind die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage wenig überraschend. Noch immer würde die Gesellschaft die Opfer selbst für die sexuellen Übergriffe an ihnen verantwortlich machen. "Was zu Belästigung und Vergewaltigung führt, ist nicht die Kleidung, die Frauen tragen, sondern dass jemand belästigen oder vergewaltigen will", sagt sie.

Nur zehn Prozent Verurteilungen

Die Studie weist auch eine Korrelation zwischen Bildung und der Einstellung zu Gründen von sexuellen Übergriffen nach. Den Statements über den Zusammenhang von knapper Kleidung und sexuellen Übergriffen oder auch, dass es andere nichts angeht, was zwischen einem Paar in dessen eigenen vier Wänden passiert, stimmen Menschen mit höherer Bildung weniger oft zu.

Eine weitere Studie von IPEA schätzt, dass es etwa 527.000 versuchte Vergewaltigungen oder Vergewaltigungen gibt, aber nur zehn Prozent davon bei der Polizei angezeigt werden. (red, dieStandard.at, 31.3.2014) 

Nachtrag: Das zuständige Statistikinstitut IPEA sprach gegenüber der Tageszeitung Folha de Sao Paulo später von einem Fehler bei der Auswertung der Umfrage: Der neuen Auswertung zufolge stimmten nur 26 Prozent der Aussage zu, "dass Frauen die Haut zeigen verdient haben angegriffen zu werden", während 70 Prozent dies angeblich ablehnen würden.