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Vier Frauen haben in der Zeitschrift Phoenix die bisherige Amtsführung des Papstes beurteilt. 

Foto: apa/ANGELO CARCONI

Sein erstes längeres Interview nach seiner Wahl im März 2013 gab durchaus Anlass zu Hoffnungen. In dem Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift Civilta Cattolica bekräftigte das Oberhaupt der Katholischen Kirche seinen Reformwillen. Er verlangte für Geschiedene und für Frauen, die abgetrieben haben, mehr Mitgefühl seiner Kirche. So sprach Franziskus von dem Fall, wenn sich eine geschiedene Frau nach einer Abtreibung reuevoll an einen Beichtvater wende. Der müsse unterscheiden können, "was das Richtige für einen Menschen ist, der Gott und seine Gnade sucht. Der Beichtstuhl ist kein Folterinstrument". Er sagte: "Man muss die Wunden heilen, dann können wir über alles andere sprechen." Das waren durchaus starke und für einen Papst ungewohnte Worte.

Nur Gott verpflichtet 

In dem Interview sprach er sich auch für eine starke Rolle der Frau in der Kirche aus. "Die Räume für eine entscheidende weibliche Präsenz in der Kirche müssen weiter werden", sagte Franziskus. Allerdings fürchte er sich vor einer "Männlichkeit im Rock", Frauen hätten "eine andere Struktur" als Männer. Die Kirche stehe vor der Herausforderung, über den spezifischen Platz der Frau nachzudenken, und zwar "gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen der Kirche Autorität ausgeübt wird".

Just eine Österreicherin stellte ihn dann öffentlich auf die Probe. Bei der Vollversammlung des Dachverbandes der Oberinnen der Frauenorden wagte Martha Zechmeister den Aufstand. Die Ordensschwester der "Congregation Jesu“ und Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Passau stellte die These auf, im Dienst an den Armen seien Schwestern nur Gott gegenüber zu Gehorsam verpflichtet, nicht aber gegenüber der Kirche.

"Schwester Zechmeisters Rebellion"

Der Papst ging in seiner Ansprache auf der Tagung darauf ein. Er verlangte "Gehorsam gegenüber der Kirche, die durch deren rechtmäßige Hierarchien ausgeübt werden." Das war eine klare Absage an die Änderung der Machtverhältnisse. Der Auftritt der Niederösterreicherin fand in den Medien Beachtung: Die Website katholisches.info schrieb über "Schwester Zechmeisters Rebellion und die Replik des Papstes".

Franziskus zementierte diese Ansicht auch in seinem ersten Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium", das im November 2013 veröffentlicht wurde. Auf rund 200 Seiten sprach der Argentinier gleich eine ganze Reihe bedeutsamer Themen an - von einer Kirche, die sich mehr für Schwache und Arme einsetzt über die Kritik am Kapitalismus bis hin zu heiklen Fragen wie Abtreibung oder Frauen im Priesteramt. Der Papst machte darin deutlich, dass die Kirche ihre konsequente Ablehnung von Abtreibung nicht ändern werde und dass Frauen im Priesteramt undenkbar seien - eine klare Absage an die Hoffnungen von Reformkatholiken.

Ein erstes Resümee von vier Frauen

Gerfried Sperl, Herausgeber der österreichischen Zeitschrift Phoenix, hat Zechmeisters versuchte Rebellion aufgegriffen und vier, in der Katholischen Kirche engagierte Frauen gebeten, für die März/April-Ausgabe die bisherige Amtsführung des Papstes zu beurteilen. Brigitte Gruber-Aichberger, Pastoraldirektorin der Diözese Linz, warnt davor, im Blick auf die Popularität dieses Papstes eine "neue Autoritätshörigkeit" zu entwickeln, weil sonst wieder alles beim Alten bliebe.

Dorothea Schwarzbauer-Haupt, die an der Pädagogischen Hochschule in Linz lehrt, sieht dies ähnlich: Sie warnt vor einem neuen "Papstkult" und verlangt, dass Ankündigungen umgesetzt werden. "Erst wenn Frauen in allen relevanten Gremien Sitz und Stimme haben, wird sich etwas ändern." Die Wiener Uni-Theologin Petra Steinmair-Pösel verlangt über die laufenden Umfragen hinaus die Einrichtung von "Pilotprojekten" und Erika Kirchweger, Vorsitzende der Frauenbewegung in Oberösterreich, fordert überhaupt regionale Bischofswahlen. 

Das Fazit, das in den Beiträgen mitschwingt: Der Papst zeigt sich gegenüber Anliegen der Frauen offener als sein Vorgänger, der Deutsche Benedikt XVI. Aber an den Machtverhältnissen will Franziskus nichts ändern – und auch das Frauenpriestertum weiter nicht zulassen. (Alexandra Föderl-Schmid, dieStandard.at, 14.4.2014)