Bild nicht mehr verfügbar.

Der Flashmob beim Justizministerium in Wien hatte eine klare Meinung: "Wir lassen uns nicht verarschen - Po-Grapschen ist kein Kavaliersdelikt". Junge Mädchen in den USA sehen das laut einer Studie anders.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Viele junge Mädchen halten Belästigungen für den ganz normalen Alltag an Schulen. Das fand eine Studie über "Normalisierung sexueller Gewalt" der Soziologin Heather Hlavka heraus, die in "Gender & Society" veröffentlicht wurde.

Die Soziologin von der Marquette University hatte Interviews mit 100 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren geführt. Wie das Internetportal MSNBC berichtet, fand sie dabei heraus, dass Mädchen sich kaum gegenseitig beistehen, wenn von sexueller Gewalt berichtet wird. Umgekehrt hätten die Mädchen Angst, davon zu erzählen - sie befürchteten Repressionen oder, für eine "Schlampe" oder "Hure" gehalten zu werden.

Wie die Mädchen in der Studie berichteten, würden junge Frauen oft selbst verantwortlich gemacht und beschuldigt, dem männlichen Verhalten nicht adäquat begegnet zu sein. Andere sprachen davon, Übergriffe nicht öffentlich machen zu wollen, weil sie "keine große Sache" daraus machen wollten.

Sexismus als Normalität

So berichtet eine 13-Jährige, es sei doch normal, betatscht zu werden. Sie halte das für keine große Sache, schließlich würde das allen passieren.

Die Studie zeigt, dass gewisse Denk-Schemata weiter tradiert werden - so etwa der Mythos, dass Männer "eben so sind" und ihre Triebe weniger unter Kontrolle hätten als Frauen. So soll eine der Studienteilnehmerinnen gesagt haben: "Sie sind Burschen - die tun so etwas eben."

"Mangel an sicherer Umgebung"

Mit überwältigender Mehrheit, so die ForscherInnen, hätten die Mädchen sich in das gefügt, was für sie eben "normal" sei. Nur erzwungenen Geschlechtsverkehr hielten sie offenbar tatsächlich für einen körperlichen Übergriff.

"Der Mangel an sicherer, unterstützender Umgebung für Mädchen ist unübersehbar", stellt Hlavka fest. Das erkläre auch, warum die jungen Frauen das Gefühl hätten, sie müssten sich selbst vor dem täglichen Sexismus schützen und dabei möglichst wenig auf die Hilfe von anderen bauen.

Hlavkas Fazit: ErzieherInnen und PolitikerInnen müssten mehr tun, um das zu ändern. Und vor allem: Aufklärungsunterricht müsse auch Unterricht in Gleichstellung bedeuten. (hein, dieStandard.at, 17.4.2014)