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Heute gehen mehr Kinder denn je zur Schule. Gleichheit für Mädchen konnte aber nur im Grundschulbereich erreicht werden.

Foto: EPA/NIC BOTHMA

Die Geburtenrate sinkt, nicht nur in Europa. 2,5 Kinder bringt eine Frau heute durchschnittlich auf die Welt, 1994 waren es noch drei. Diese Zahlen stammen vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie vergleicht die aktuellen Zahlen mit jenen von 1994, als in Kairo die Weltbevölkerungskonferenz (ICPD International Conference on Population and Development) abgehalten wurde. Was also ist passiert in diesen 20 Jahren? Und – welche Aspekte des umfangreichen Zahlenmaterials betreffen den weiblichen Teil der Weltbevölkerung?

Um eine gute Nachricht zuerst zu nennen: Die Müttersterblichkeit ist weltweit fast um die Hälfte gesunken, nämlich um 47 Prozent. Leider passiert die Reduktion von sehr hohen Zahlen ausgehend. 1994 gab es noch eine halbe Million Todesfälle, die auf Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt zurückzuführen waren. Heute sterben nach wie vor 800 Frauen täglich an den vermeidbaren Folgen einer Geburt oder eines Schwangerschaftsabbruches.

Auch die guten Nachrichten betreffend der Schwangerschaften von Minderjährigen sind mit einem Aber versehen: Obwohl nur mehr halb so viele Niederkünfte von Jugendlichen weltweit verzeichnet werden, bringen trotzdem weltweit jeden Tag 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind zur Welt, das sind 7,3 Millionen jährlich. Die Länder mit den höchsten Raten hierbei sind Niger, Tschad, Mali, Guinea, Mozambique, Sierra Leone und Liberia. Jedes Jahr sterben 70.000 minderjährige Frauen an Komplikationen infolge von Schwangerschaft oder Geburt.

Weniger Abtreibungen

Der Zugang zu Verhütungsmitteln ist weltweit gestiegen, aber immer noch ist er 222 Millionen Frauen verwehrt. Die meisten Frauen wünschen sich eine gezielte Familienplanung und geben laut UN-Bevölkerungsfonds an, dass sie sich zwischen zwei und vier Kindern wünschen. In den ärmsten Ländern der Welt bekommen sie aber durchschnittlich fünf Kinder und mehr.

Die erfasste Zahl der Abtreibungen sank von 35 pro 1000 Fällen im Jahr 1995 auf 29 per 1000 im Jahr 2008. Trotzdem werden weltweit jährlich 54 Millionen unerwünschte Schwangerschaften verzeichnet. Mit Möglichkeiten zur Familienplanung könnten, so die Schätzungen, 26 Millionen Abtreibungen vermieden werden.

Ein großer Erfolg ist, dass heute mehr Kinder denn je zur Schule gehen. Von rund drei Viertel der Kinder weltweit im Jahr 1990 stieg die Zahl auf 90 Prozent in 2010. Großer Wermutstropfen: Gleichheit für die Mädchen konnte dabei nur im Grundschulbereich erreicht werden.

Die Migrationszahl weltweit ist von 154 Millionen Menschen im Jahr 1990 auf 232 Millionen im Jahr 2013 gestiegen, das hat große Auswirkungen für Frauen und Mädchen, da sie dabei in besonderem Maß der Gefahr von Missbrauch und Ausbeutung, u.a. durch Frauenhandel, ausgesetzt sind.

Zudem waren 2012 28,8 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes wegen Bürgerkrieges und Gewaltausbrüchen auf der Flucht. Auch das betrifft Frauen stark, da sie mit auf ihrem Geschlecht basierenden Gewalterfahrungen wie Vergewaltigung rechnen müssen.

Geringerer Grad an Selbstbestimmung

Genitalverstümmelung und die Verheiratung von Minderjährigen, so wird im Bericht zusammengefasst, sind weltweit immer noch ein großes Problem, selbst in Ländern, wo diese gesetzlich verboten sind. Jedes Jahr sind drei Millionen Mädchen, Großteils unter 15 Jahren, der Gefahr von Genitalverstümmelung ausgesetzt. Wenn sich der derzeitige Trend fortsetzt, werden bis 2020 weitere 142 Millionen Mädchen verheiratet, bevor sie 18 sind.

Noch immer ist eine von drei Frauen sexueller und/oder körperlicher Gewalt ausgesetzt, meist durch den Partner oder ein anderes Familienmitglied. Resümee des UN-Bevölkerungsfonds: "Der Glaube an die Gleichheit der Geschlechter ist nicht universell durchgesetzt." Frauen haben auch im Jahr 2014 nicht die gleichen Wahlmöglichkeiten wie Männer und einen geringeren Grad an Selbstbestimmtheit über ihr Leben. (Tanja Paar, dieStandard.at, 28.4.2014)