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Kinder und Frauen bilden die absolute Mehrheit der Flüchtlinge in Jordanien. Im neuen Camp Asrak sollen sie besser vor Übergriffen und Vergewaltigungen geschützt sein, als es in Camp Saatari der Fall ist.

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Amman/Wien - Wenn am Mittwoch das Asrak-Camp seine Pforten öffnet, sind schon einige hundert Bewohner da - noch vor den Politikern, die Jordaniens zweites Flüchtlingscamp offiziell einweihen. Der Zustrom aus Syrien ist ungebrochen, rund 500 bis 600 Menschen werden täglich registriert, schildert Marten Mylius, Teamleiter von Care International am Telefon.

Es wird also nicht lange dauern, dann wird auch Asrak an seine Grenzen stoßen. Gegen Jahresende, schätzt Mylius, werde die 100.000er-Marke erreicht sein. Bis zu 130.000 Menschen können hier theoretisch unterkommen. "Dann ist es hier aber richtig voll", sagt der Care-Mitarbeiter.

Richtig voll ist schon jetzt im 2012 eröffneten Flüchtlingslager Saatari. Bis zu 150.000 Menschen sollen hier zeitweise auf engstem Raum zusammenleben. Zuständig für das Management ist das jordanische Militär, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kümmert sich um die Versorgung.

Als "Moloch" bezeichneten viele internationale Medien das Saatari-Lager. Berichte über Menschenhandel, Prostitution und Kinderehen im Camp mehrten sich im Sommer 2013. Das UN-Frauenhilfswerk gab bald darauf eine Studie in Auftrag und hielt fest, dass viele syrische Mädchen zu ihrem Schutz mit älteren Jordaniern verheiratet würden: Rund 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge in Jordanien sind Frauen oder Minderjährige.

"Das Phänomen der frühen Ehen wird zwar von der Krise verstärkt, ist aber eine tief verwurzelte Praxis in der syrischen Gesellschaft und weit komplexer, als es die Medien darstellen", ist im Bericht zu lesen.

Ghazi Sarhan, ein Sprecher des Militärs in Saatari, beteuerte im Februar bei einem Besuch in der Hauptstadt Amman, die Regierung würde "mit allen Mitteln" gegen die Ausbeutung von Frauen im Camp kämpfen: Fremde hätten keinen Zutritt, die arrangierten Ehen würden nicht anerkannt. Wer erwischt würde, egal ob Imam oder Bräutigam, zahle Strafe.

Gleichzeitig bestätigt er, dass alleine im Jahr 2013 mehr als 10.000 Kinder in Saatari zur Welt kamen.

Dezentral organisiert

"Wir haben alle viel aus den Problemen in Saatari gelernt", meint Mylius, der in die Planung des neuen Camps involviert war. Statt einer Riesenstadt ist Asark unterteilt in Dörfer zu je 15.000 Bewohnern. "Dadurch haben die Frauen kürzere Strecken innerhalb des Camps", erklärt er.

In jedem dieser Dörfer soll es auch eine Polizeistelle geben, bei der je zwei Frauen und zwei Männer arbeiten. "Die wurden von der kanadischen Polizei speziell für Gewalt- und Missbrauchsprävention ausgebildet", sagt Mylius. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 30.4.2014)