Christina Gillingers "The Bitter Sweetness Of Doing Nothing" beim Wiener Festival Crossbreeds.

Foto: Giööimger

Wien - Stress in den Druckkammern des allgegenwärtigen Zeitmanagements. Wer den nicht bewältigt, fällt aus dem System. Diesem Dilemma widmet sich bis zum 8. Juni das von der Wiener Initiative Im_Flieger veranstaltete Kunst- und Performancefestival Crossbreeds: "Die neoliberale Politik hat sämtliche Zeitformen zerstört, die der Logik der Effizienz und des Kapitals im Wege stehen."

Crossbreeds 2014 (Leitung: Anita Kaya) ereignet sich zum einen Teil dort im öffentlichen Raum, wo Wienzeile und Gürtel aufeinandertreffen. Und zum anderen in der ehemaligen Schokoladenfabrik oder im Self Storage MyPlace am Gaudenzdorfer Gürtel respektive im Café Industrie am Margaretengürtel.

Beteiligt sind an die 60 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland mit 27 Projekten. Dabei ist die Auswahl der Arbeiten von Begriffen wie Transdisziplinarität und Transmedialität geleitet: passend zu einer Gegenwart, in der die Künste immer mehr Austausch untereinander pflegen, was die lang geübten Territorialscharmützel der Sparten zunehmend alt aussehen lässt.

Ab sofort wird mit dem Performer und Stadtforscher Lars Schmid an einem Nationalpark Nachbarschaft gewerkt, erst in Form von tierischen Interventionen und später u. a. mit Safari und Dokumentarfilm. Ab kommenden Montag finden unter dem Titel Super Suit performative Stadtinterventionen statt, an denen auch der Choreograf Daniel Aschwanden und die Textilkünstlerin Manora Auersperg mitwirken.

Ab 2. Juni brauchen auch die Crossbreeds-Besucher ein gewisses Zeitmanagement. Etwa um Christoph Kolars Filminstallation über die Stollwerckfabrik als Erinnerungsort zu sehen und die Videoinstallation The Bitter Sweetness of Doing Nothing über erzwungenes Nichtstun von Christina Gillinger. Zu einem Stadtspaziergang (Motto: "Raum Zeit Schleifen") lädt am 3. 6. Jutta Schwarz, und Karin Pauer gestaltet eine Nacht der Utopien und Visionen, "Remember the kiss you've never tasted". Weiters: Costas Kekis' Tanzperformance Zombie Attitude und Krassimira Kruschkovas Vortrag "Ein Nichts vom Akt entfernt". (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 20.5.2014)