Die Kartause Mauerbach bei Wien stellt anlässlich ihres Doppeljubiläums auch ihre historischen Fenster aus. Am Wochenende beginnt die große Werkschau.

Foto: BDA

Mauerbach bei Wien – Die Gründungslegende der Kartause Mauerbach ist zugegebenermaßen wirklich nicht der ultimative Hammer: Friedrich der Schöne hatte sich im frühen 14. Jahrhundert auf der Jagd verirrt und litt schrecklich Hunger. Er wurde gerettet – und stiftete aus Dankbarkeit ein Kloster für Kathäusermönche.

Immerhin kann man annehmen, dass dieser Legende ein hoher Wahrheitsgehalt innewohnt – andernfalls hätten die Chronisten gewiss etwas spannenderes erfunden. Das Besondere an dieser Gründungsgeschichte ist aber: Sie ist heuer genau 700 Jahre alt. 1314 war es nämlich, als der Habsburgische Herzog hungernd durch den Wienerwald irrte und danach die Kartause Mauerbach errichten ließ – ein Kloster für einen Prior und zwölf Mönche, die hier in der Abgeschiedenheit ihr Schweigegelübde lebten.

Und mit der Zeit wurden die Geschichten rund um dieses Kloster durchaus spannender. Nicht nur, was die Legenden betrifft – etwa jene von der schwarzen Kutsche die nächtens durch den Kreuzgang ratterte. Doch nicht nur Legenden sind es, die faszinieren: Die Aufarbeitung der Fakten ist spannend genug.

Verwüstung

Die Zeit der Türkenkriege und der Verwüstungen. Die Aufhebung des Klosters 1782,  Nutzung als Armenspital und Obdachlosenasyl bis ins Jahr 1961, als die Kartause ihre letzte Funktion verlor und nur noch ein paar Räume den „Schatz von Mauerbach“ beherbergten. Einen Schatz, der aus Nazi-Raubgut bestand, das später versteigert wurde.

Heute aber ist wieder Leben in der Kartause: Sie wurde ein modernes Informations- und Weiterbildungszentrum für historisches Handwerk und Restauriertechnik. Und das ist ein zweites Jubiläum: Vor genau 30 Jahren zogen hier die Denkmalschützer ein – in eine Ruine und Gstätten, durch die grasend die Schafherden der Umgebung zogen. Karl Neubarth war mit einer Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingezogen.

Denn es war einfach zu mühsam geworden, bei jeder Baustelle den Handwerkern immer und immer wieder alles von vorne erklären zu müssen: Hier, in der Kartause, konnten die Handwerker in Kursen historische Techniken direkt am Objekt lernen: Das Schmieden, das Tischlern nach alten Methoden, das Mauernkalken. Und gleichzeitig wurde im Rahmen dieser Kurse die Kartause selbst nach und nach wieder instand gesetzt.

Phasen der Zerstörung

So können am Bauwerk inzwischen auch die Prinzipien moderner Denkmalpflege abgelesen werden, wie Astrid Huber, die nunmehrige Leiterin der denkmalschützenden Abteilung in Mauerbach, erläutert: Zum Einen stellte sich heraus, dass die historischen Techniken weitaus nachhaltiger und langlebiger sind, als moderne Hilfsmittel. Und zum Anderen wird längst nicht mehr alles übertüncht und historisch getreu zurechtgeflickt. Zur Geschichte gehören auch Phasen der Zerstörung oder anderer Nutzungen. Wie etwa die Spuren des Kranken- und Armenhauses in der Kartause; damals, als im Kirchenbau ein Zwischengeschoß eingezogen wurde, um mehr Sieche und Kranke unterbringen zu können. Auch solche Eingriffe sollen am Gemäuer ablesbar bleiben.

All das kann nun ab diesem Wochenende in der Kartause erlebt und erkundet werden. Da findet zum Einen das Fest zum Doppeljubiläum statt; mit Kalkbrennen, Feuerschweißen, Ziselieren, Dachdecken, Ziegelschlagen und  Schaurestaurierungen.

Jubiläumsausstellung

Gleichzeitig wird die Jubiläumsausstellung „30 / 700“ eröffnet – sozusagen eine Ausstellung der Ausstellungen. In der Jubiläumsschau werden auch Sonderausstellungen der vergangenen Jahre präsentiert. Wie etwa die „Silentium“-Schau historischer Kartäuserkloster-Ansichten oder jene mit historischen Fenstern. Die „Spurensuche“ der Geologen wird in der Unterkirche ebenso zu sehen sein, wie eine neue Präsentation der „Stein-Sichten“: Eine Sammlung von Steinen aus 450 Steinbrüchen der Monarchie, die anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 zusammengetragen worden waren. Eine Vielfalt und steinerne Pracht, von der derzeit bereits 200 Stück ihren Fundorten zugeordnet werden konnten. (Roman David-Freihsl, Der Standard, 24.5.2014)