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Crazy.

Foto: APA/BKA/HANS HOFER

Brüssel im Mai. Nachdem sich der Taxifahrer als gebürtiger Marokkaner zu erkennen gegeben hat, will er wissen, woher man kommt: Aus Österreich? Hahaha, Conchita! Darauf folgt eine höfliche Abtastung seinerseits, zu welchem Lager der Fahrgast gehört, pro oder kontra Wurst (die belgischen Taxifahrer sind offenbar diplomatischer als die österreichischen ...). Nach dem Outing der Kundin als Wurstianerin aus Prinzip ist der Fahrer auch ein Fan, und überhaupt, Österreich hat ja so viele berühmte Künstler, besonders Musiker, wobei: "Die sind ja alle verrückt."

Aha, wer denn gar? Na, Mozart, der war doch total verrückt! Noch einmal aha, warum war denn Mozart verrückt? Es folgt eine längere Beschreibung des zerrütteten Geisteszustands des Komponisten, bis bei der Fahrgästin der Groschen fällt: Der Taxler hat Milos Formans "Amadeus" gesehen, in dem der Regisseur die Figur Mozarts den fäkalsprachlichen Teilen der Bäsle-Briefe nachformt.

Alsdann kommt eine Unterhaltung über Kunstfiguren im Allgemeinen und Besonderen und Überzeugungsarbeit, dass Österreicher und Österreicherinnen inklusive Künstler und Künstlerinnen, was Normalität oder sogar Spießigkeit anbelangt, es durchaus mit ihren marokkanischen oder belgischen Mitmenschen aufnehmen können. Wobei die Räson hinter der Verrückung der Conchita Wurst leichter zu erklären war als Mozarts Auftritt als infantiles Nervenbündel. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 27.5.2014)