Wien - In Wien sorgt neuerlich ein Polizeieinsatz auf einer Demonstration für Aufregung. Am Samstag wurden in der Innenstadt fünf Personen festgenommen, nachdem sie eine Kundgebung von Abtreibungsgegnern und -gegnerinnen blockiert hatten.

"Marsch für die Familie" nannte sich die Veranstaltung der "Plattform Familie", die gegen eingetragene Partnerschaften, Sexualkundeunterricht und Schwangerschaftsabbruch demonstrierte.

Gleichzeitig wolle man bewusst einen Gegenpol zur Regenbogenparade auf dem Ring bilden, wie angekündigt wurde. Laut Barbara Riehs, Sprecherin der Wiener Polizei, nahmen gut 50 Personen an den Protesten der christlichen Fundamentalisten teil.

200 Menschen gegen Abtreibungsgegner

Ihnen standen bei einer von linken Gruppen unterstützten Kundgebung gut 200 Menschen gegenüber, die sich für das Gegenteil dieser Forderungen starkmachten.

"An sich waren beide Demonstrationen zeitlich und räumlich getrennt geplant", erklärt Riehs. "Allerdings wurde der ,Marsch für die Familie' auf dem Stephansplatz dann durch Sitzblockaden behindert."

Nach Darstellung der Exekutive habe man zunächst versucht, die Situation im Gespräch zu bereinigen, da sich die Abtreibungsgegner-Gegner aber nicht überzeugen ließen, sei es zu Identitätsfeststellungen gekommen.

Anzeige auf freiem Fuß

"Fünf Personen wirkten daran nicht mit. Da es sich dabei um ausländische Staatsbürger handelte, wurden sie wegen Störung einer Versammlung festgenommen und in das Polizeianhaltezentrum gebracht, um ihre Personalien klären zu können", sagt Riehs.

Das gelang, anschließend wurden sie auf freiem Fuß angezeigt.

Anders sieht man das beispielsweise bei der Sozialistischen Linkspartei. Auf deren Homepage ist von Polizeigewalt zu lesen, mit der der Aufmarsch durchgesetzt wurde - nähere Informationen fehlen allerdings.

"Handgreiflichkeiten von Rechtsextremen"

Auch die dort aufgeführten Handgreiflichkeiten von "100 bis 150 Rechtsextremen aus Polen und der Slowakei" gegen linke Gegendemonstranten werden von der Polizei nicht bestätigt.

Allerdings habe eine Frau dem Einsatzleiter einen Folder mit nationalsozialistischem Inhalt übergeben, den sie gefunden habe, bestätigt Riehs. Woher die Broschüre kam, habe sich aber nicht feststellen lassen.

Der Grün-Politiker Marco Schreuder erklärte: „Bei diesem Protest gegen die Vienna Pride sind auch ganz klar Faschisten aufgetreten“. Auf Social Media geteilte Fotos sind Neonazis aus der Slowakei, Polen und der Ukraine zu sehen. „Ich finde diese Entwicklung sehr beunruhigend“, sagt der grüne Bundesratsabgeordnete. „Ich denke, dass unsere Gegner jedenfalls weniger werden, aber dafür lauter und brutaler.“ (Michael Möseneder, dieStandard.at, 15.06.2014)