Absätze aus Pistolen, Holland-Clogs in Busenform, Haifisch-Pumps und Wurzelbürsten-Sandalen: Wie kein anderes Accessoire oder Kleidungsstück fordern Schuhe Designer und Künstler heraus. Sie verändern den Leisten, experimentieren mit Materialien, stellen historische, sexuelle und gesellschaftskritische Bezüge her. Das hat sicher damit zu tun, dass Schuhwerk geradezu exemplarisch kulturelle Traditionen widerspiegelt, vom chinesischen Lotusfuß bis zu Westwoods mörderischen Plateauschuhen.
Shoeting Stars
Ein Schuh ist nicht nur Gebrauchsgegenstand, er ist auch immer eine Skulptur, ein Betätigungsfeld für Architekten (zum Beispiel Zaha Hadid und Rem Koolhaas) genauso wie für Künstler. Die im Wiener Kunsthaus ausgerichtete Ausstellung "Shoeting Stars" spürt diesem vielfältigen Kosmos aus Trag- und Untragbarem mit mehr als 190 Exponaten nach. Darunter befinden sich auch einige von österreichischen Künstlern und Designern.
Bei der Ausstellung handelt es sich zwar teilweise um eine Übernahme des Grassi-Museums in Leipzig, für Wien hat man allerdings Arbeiten von Künstlern wie Birgit Jürgenssen, Deborah Sengl oder Irene Andessner und von Labels wie Rosa Mosa hinzugenommen. Vor allem feministische Künstlerinnen haben sich mit den Gender-Zuschreibungen auseinandergesetzt, die von Schuhen ausgehen. Schuhe geben ihren Trägern schließlich vor, wie sie durch die Welt zu gehen haben - ob sie wollen oder nicht. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 20.6.2014)
"Shoeting Stars. Der Schuh in Kunst und Design" läuft bis 5. Oktober im Kunsthaus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien