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Die Neuinfektionen sind zurückgegangen.

Foto: EPA/Patrick Seeger

Das UN-Programm zur Bekämpfung der HIV-Infektionen und Immunschwächeerkrankungen "UNAIDS" will den "Anfang vom Ende der Aids-Epidemie" einläuten. In einem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht über Fortschritte und "Trennlinien" ("Gaps") in Sachen HIV/Aids ist von den Erfolgen, zum Beispiel der Verringerung der Neuinfektionen seit 2001 um 38 Prozent, die Rede - ebenso aber von Misserfolgen.

Der mehr als 400 Seiten umfassende Bericht wurde am Mittwoch aus Anlass der Internationalen Aids-Konferenz in Melbourne in Australien (20. bis 25. Juli) präsentiert. "Es wird kein Ende von Aids geben, wenn wir nicht die Menschen in den Vordergrund stellen", stellte der Generaldirektor von UNAIDS, Michel Sidibe, fest. Man dürfe bei allen Anstrengungen niemanden zurücklassen. Das gelte vor allem für jene Bevölkerungsgruppen, die in Sachen HIV/Aids oft benachteiligt seien.

Zahl der Neuinfektionen geht zurück

Insgesamt geht die Zahl der neuen HIV-Infektionen weltweit zurück. 2001 waren es noch 3,4 Millionen, 2013 hingegen um 38 Prozent weniger (2,1 Millionen). Allein in den vergangenen drei Jahren seien die Zahlen um 13 Prozent zurückgegangen. Auf der anderen Seite: Von den rund 35 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion weltweit wissen nur 19 Millionen überhaupt, dass sie infiziert sind.

"Im Jahr 2013 wurden rund 240.000 Kinder mit HIV infiziert. Das sind um 58 Prozent weniger als im Jahr 2002, als diesbezüglich mit 580.000 die höchste Zahl registriert wurde", heißt es in dem Report. Seit 2009 hätte die antiretrovirale Behandlung von Schwangeren rund 900.000 Kindern weltweit die Ansteckung mit den Erregern der Immunschwächekrankheit erspart.

Erfolge und Herausforderungen

Seit 2005 ist die jährliche Zahl der Todesopfer durch Aids um 35 Prozent auf 1,5 Millionen Todesfälle (2013) gesunken. Zwischen 2009 und 2013 fiel die Zahl der Opfer in Südafrika um 51 Prozent, in der Dominikanischen Republik um 37 Prozent, in der Ukraine um 32 Prozent, in Äthiopien um 37 und in Kambodscha um 45 Prozent.

Doch es gibt eine scharfe Trennung zwischen diesen Erfolgen und den Herausforderungen rund um HIV/Aids weltweit. Drei Fünftel der HIV-Positiven (22 Millionen Betroffene) haben noch keinen Zugang zur notwendigen medikamentösen Behandlung. Das gleiche gilt für 76 Prozent der HIV-positiven Kinder. Im Jahr 2012 waren unter den 8,7 Millionen Menschen, die weltweit eine Tuberkulose entwickelten, 1,1 Millionen HIV-Positive (13 Prozent). Die Kombination von HIV und Tuberkulose ist besonders gefährlich.

Prophylaxe und Betreuung

Von den 12,7 Millionen Menschen, die weltweit Drogen injizierten, sind 13 Prozent HIV-positiv. Unter Prostituierten ist das Risiko, sich mit den Erregern der Immunschwächekrankheit anzustecken, um 13,5 Mal größer als bei anderen Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren.

Deshalb sollten gerade diese Bevölkerungsgruppen weltweit besonders guten Zugang zu Prophylaxe- und Betreuungsangeboten haben: Sicherstellung des Kondomgebrauchs, medikamentöse Prophylaxe, Medikamente nach risikobehafteten Kontakten, Angebot für Beschneidung auf freiwilliger Basis, Nadel-Tauschprogramme für i.v.-Drogenkonsumenten, Opiat-Substitutionstherapie, niederschwellige Angebote für HIV-Tests, HIV-Therapie für Infizierte.

Besondere Bedeutung komme auch der Prophylaxe bei Schwangeren zu, hat die WHO vor wenigen Tagen zu diesem Themenkomplex festgestellt. Es handelt sich dabei um Maßnahmen und Aktivitäten, die weit über die "normale" medizinische Wissenschaft hinausgehen. (APA, derStandard.at, 16.7.2014)