Nina und Claus von Stauffenberg als junges Paar 1933 - in jenem Jahr, als Adolf Hitler die Macht ergriff.

Foto: Konstanze Schulthess. Aus dem Buch "Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt", Piper Verlag

Hochzeit in Köln im Oktober 1931: Freya und Helmuth James mit ihren Müttern Dorothy von Moltke (Mitte) und Ada Deichmann (rechts) 

Foto: Freya von Moltke

Eine der letzten Aufnahmen von Adam von Trott zu Solz und Clarita im Jahr 1940.

Foto: Familie von Trott

Nach vier Jahren Ehe wurde sie zur Witwe: 2013 starb Clarita von Trott zu Solz.

Foto: privat

Die Frage weist sie entrüstet zurück: "Ich habe ihn doch geheiratet, weil ich endlich jemanden gefunden habe, der etwas macht." Etwas, das war der Widerstand gegen das NS-Regime: nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Dazu war Adam von Trott zu Solz bereit. Bei ihrem ersten Treffen nahm der hessische Uradelige, damals noch Jusstudent, die Hamburger Bürgertochter Clarita Tiefenbacher mit zu einem Gespräch mit Menschen, die etwas tun wollten gegen Hitler.

In einem Brief an seine Mutter schrieb Adam, endlich habe er die Frau gefunden, die verstehe, was am wichtigsten in seinem Leben sei, mit der er alles teilen könne, die mit ihm kämpfe. 1940 heiratete die Tochter eines Rechtsanwalts den acht Jahre Älteren.

Trott, der unter anderem am Balliol College in Oxford studiert hatte, war Diplomat und nutzte seine Auslandsreisen, um Kontakte zu den dortigen Regierungen zu knüpfen, in der Hoffnung, diese zu einer Zusammenarbeit mit den Widerstandsgruppen in Deutschland zu bewegen. Manchmal brachte er gefährliche Dokumente mit nach Hause. Sie sei nie zu Bett gegangen, ohne Streichhölzer griffbereit zu haben, um im Notfall die Papiere verbrennen zu können, erinnert sich Clarita von Trott zu Solz. In ihren Briefen hätten sie häufig Codewörter benutzt.

Freundschaft mit Stauffenberg

Adam von Trott zu Solz war das Verbindungsglied zwischen der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis, die die Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz des NS-Regimes plante, und jenen Männern, die das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verübten. Im April 1944 habe Adam zu ihr gesagt, "dass es eine neue Bewegung gibt, mit einem feurigen jungen Offizier". Gemeint war Claus von Stauffenberg, der den Anschlag schließlich ausübte. Die Freundschaft mit Stauffenberg sei die "menschliche Erfüllung in Adams Leben gewesen", erinnert sich die Witwe Jahrzehnte später bei einem Gespräch in ihrer Berliner Dachgeschoßwohnung.

Auch Nina von Stauffenberg war informiert. "Sie wusste, dass ihr Mann das Regime nicht nur ablehnte, sondern im Widerstand aktiv geworden war" , erzählt ihr Sohn Franz Ludwig bei einem Treffen auf Schloss Kirchlauter bei Bamberg, wo seine Mutter ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Zum Zeitpunkt des Besuchs war die Mutter auf ihrem Zimmer, aber mit Journalisten wollte sie nicht sprechen, zu frisch war noch die Verärgerung über ihre Darstellung im Film Stauffenberg von Jo Baier, in dem sie so gezeigt worden war, als wäre sie gegen das Attentat gewesen.

"Sie fühlte sich missverstanden und ungerecht behandelt, vor allem aber empörte sie, dass die Widerstandsfrauen dadurch in ein generell falsches Licht gestellt wurden", schreibt ihre Tochter Konstanze von Schulthess in ihrem Porträt über ihre Mutter Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg.

Damoklesschwert

Wie ein "Damoklesschwert" seien die Attentatspläne präsent gewesen. So habe ihre Mutter die Zeit vor dem Anschlag bezeichnet, beschreibt Konstanze von Schulthess diese Wartezeit. Später habe sie auch immer wieder vom Attentat gesprochen, berichtet ihr Sohn Franz Ludwig.

Was die Mutter überrascht hat, war die Schlüsselrolle, die Stauffenberg beim Attentat im Führerhauptquartier Wolfsschanze innehatte: "Sie hatte gewusst, dass er dabei war. Aber dass er im Mittelpunkt von Planung und Ausführung stand, das wusste sie nicht."

So war der 20. Juli 1944 für die mit ihrem fünften Kind schwangere Nina von Stauffenberg ein ganz normaler Ferientag auf dem Schloss ihrer Schwiegereltern im württembergischen Lautlingen, bis ein Mädchen aus dem Haus gerannt kam und die Radionachricht vom Attentat überbrachte. Claus von Stauffenbergs Frau war nicht überrascht und wusste sofort, was das bedeutete.

Für sie hieß das, im Sinne ihres Mannes, gemäß ihrer Vereinbarung, die Unwissende zu spielen, um sich und ihre Kinder zu schützen: "Er hat mir verboten, loyal zu ihm zu stehen." Das sei ein Befehl gewesen. Das bedeutete, den Kindern aus Schutzgründen beizubringen, sie dürften nicht zu ihrem Vater stehen, der unmittelbar nach dem Attentat mit drei weiteren Beteiligten in Berlin hingerichtet worden war. "Der Papi hat sich geirrt" und "Die Vorsehung schützte unseren geliebten Führer" bläute sie den Kindern ein. Es dauerte zwei Tage, ehe auch Nina von Stauffenberg verhaftet wurde.

Dutzende Verwandte kamen ins KZ

An diesen Einschnitt in seinem Leben erinnert sich der damals 6-jährige Franz Ludwig genau: "Meine Mutter hat uns am nächsten Tag gesagt, dass unser Vater tot ist. Zwei Tage später haben wir Kinder erfahren, dass in der Nacht meine Mutter und der Onkel meines Vaters weggebracht worden sind. Einige Tage später geschah das Gleiche mit meiner Großmutter und deren Schwester."

Dutzende Verwandte wurden verhaftet, kamen in die KZs von Stutthof, Buchenwald und Flossenbürg. Sogar die Schwiegermutter von Claus von Stauffenberg, Anna von Lerchenberg, wurde inhaftiert. Sie starb am 6. Februar 1945 in Matzkau, einem Außenlager des KZ Stutthof, an Typhus.

"Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied", hatte SS-Reichsführer Heinrich Himmler angekündigt. In verschiedenen Gefängnissen und schließlich im KZ Ravensbrück, wo sie fünf Monate verbrachte, wurde Nina von Stauffenberg immer wieder verhört. "Sie hat regelrecht trainiert, diese Rolle der Nichtsahnenden durchzuhalten. Es ist ihr gelungen", sagt ihr Sohn Franz Ludwig.

Ihr jüngstes Kind Konstanze brachte sie am 27. Jänner 1945 in Einzelhaft in Frankfurt/Oder zur Welt. Die anderen Kinder kamen nach der Verhaftung ihrer Mutter in ein SS-Kinderheim. "In Autos brachten sie uns vier Geschwister und die zwei Kinder meines Onkels Berthold in ein Kinderheim bei Bad Sachsa im Harz. Dieses Heim war in Eile freigemacht worden für Kinder von Beteiligten des 20. Juli. Wir sechs waren die Ersten, es kamen dann immer mehr, wie die Kinder von Cäsar von Hofacker oder die Enkel von Carl Goerdeler."

Heim im Harz

Auch die beiden Töchter von Clarita von Trott zu Solz, die damals zweieinhalbjährige Verena und die sieben Monate alte Clarita, wurden in das Heim im Harz gebracht, ihre Mutter landete im Gefängnis. Nach zwei Monaten wurde sie freigelassen und musste sich dann auf die Suche nach ihren Kindern begeben, ehe sie diese Anfang 1945 wieder in die Arme schließen konnte.

Ihr Mann Adam wusste, was ihm bevorstand, als er die Nachricht vom gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 erhielt. Dass seine enge Beziehung zu Stauffenberg auffliegen würde, war nur eine Frage der Zeit. Erst später wurde bekannt, dass Stauffenbergs Fahrer jede Begegnung der beiden gemeldet hatte.

Jeden Tag rief er seine Frau an, die bei den Schwiegereltern im hessischen Imshausen war, wartete auf seine Verhaftung, die dann fünf Tage später erfolgte. Clarita versuchte noch, dem vom berüchtigten Roland Freisler geführten Prozess beizuwohnen, wurde aber entdeckt und hinausgeschmissen. Adam von Trott wurde im Gefängnis gefoltert, ehe er am 26. August hingerichtet wurde. Wie bei den anderen Attentätern wurde seine Asche verstreut.

Geblieben sind Erinnerungen

Geblieben sind Clarita von Trott zu Solz Erinnerungen, Fotos und Briefe. In einem seiner letzten Schreiben an Clarita steht: "Ich weiß, daß du dich nicht unterkriegen lassen und dich zu einem Leben durchkämpfen wirst, in dem ich dir innerlich weiter zur Seite stehe, wenn du auch anscheinend ganz allein bist."

Dass sie sich nicht mehr von ihm persönlich verabschieden konnte, belastete sie. Das war Freya von Moltke gegönnt. Vier Monate lang schrieben sich Freya und Helmuth James von Moltke Briefe im Angesicht des Todes, die der Berliner Gefängnispfarrer Harald Poelchau heimlich hin- und herschmuggelte. Es sind einzigartige Zeugnisse. Keinem anderen Paar des deutschen Widerstandes war vergönnt, auf diese Weise voneinander Abschied zu nehmen.

"Wie fest trage ich Dich bei mir, mein Herz, ganz ganz fest und mit der felsenfesten Sicherheit, daß daran auch Dein Tod nichts ändern kann", schreibt sie - und bricht plötzlich ab. Denn gerade hat sie die Nachricht erhalten, dass an diesem 23. Jänner 1945 auch ihr Mann hingerichtet worden ist.

Wie eng das Verhältnis der beiden war, zeigt ein Brief, den Helmuth am 26. Oktober 1944 an Freya schrieb: "Heute im Halbschlaf hatte ich einen merkwürdigen Gedanken. Ich kam zur Hinrichtung nach Plötzensee, und da sagt der Henker: 'Wie soll ich denn den linken alleine hinrichten ohne den rechten; das geht ja gar nicht.' Und als man mich ansah, da warst Du an meiner rechten Seite angewachsen, wie die Siamesischen Zwillinge, so daß eine Hinrichtung unmöglich war."

Treffen getarnt als Landpartie

In das Attentat auf Hitler im Juli war Moltke nicht direkt involviert, zumal er seit Jänner 1944 in Haft saß. Moltke, der als Völkerrechtsexperte im Amt Ausland/Abwehr arbeitete, hatte den Diplomaten Otto Carl Ciep am Telefon vor der Gestapo gewarnt. Erst nach dem gescheiterten Anschlag auf Hitler wurden die Verbindungen zwischen dem militärischen Widerstand und dem aus rund 30 Mitgliedern bestehenden Kreisauer Kreis aufgedeckt.

Helmuth James von Moltke ist der Begründer des Kreisauer Kreises, benannt nach seinem heimatlichen Gut in Schlesien, wo viele konspirative Treffen stattfanden. Das Gut Kreisau hatte Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke errichtet, der Sieger der für die Österreicher vernichtenden Schlacht von Königgrätz.

Gast war auch Claritas Mann Adam, der seiner Frau in einem Brief aus Kreisau über die Moltkes schrieb: "Man kann viel von ihnen lernen." Freya hatte nicht nur für die während der Kriegszeit nicht einfache Versorgung ihrer zwei Söhne und der zahlreichen Gäste auf dem Gut zu sorgen. Die Treffen fanden getarnt als Landpartie im Freundeskreis statt. Ihre Rolle war auch, Protokolle, Grundsatzreferate und Denkschriften auf ihrer Schreibmaschine abzutippen. Wo sie die Papiere versteckte, wusste nicht einmal Helmuth. Ihr Bienenstock diente als Versteck - später auch für den letzten Briefwechsel mit ihrem Mann.

Ihn hatte die Hamburger Bankierstochter 1929 im Sommerheim Seeblick am Grundlsee kennengelernt. Dort hatte die Wiener Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald eine internationale Begegnungsstätte eingerichtet, in der sich Freya Deichmann und Helmuth James von Moltke erstmals trafen. Ein Wiedersehen gab es im Frühjahr 1930 in Wien, wo Moltke gerade Jus studierte.

Sie war von Anfang an seine Gefährtin und teilte mit ihm seine Kritik am NS-Regime. Über die aktive Involvierung ihres Mannes war Freya von Moltke im Bilde, sie nahm auch an Treffen in Berlin teil.

Aktive Gegnerin des 'Dritten Reiches'

Später sprach Freya von Moltke in Interviews über sich selbst als "aktive Gegnerin des 'Dritten Reiches' und Mitglied des Kreisauer Kreises". Und: "Wir gehörten stark dazu." Sich als aktive Widerstandskämpferin zu bezeichnen, davor schreckte sie jedoch zurück. Ihre Rolle im Kreisauer Kreis und auch jene von Marion Yorck, der Frau von Peter Yorck von Wartenburg, beschrieb sie als die von Zuhörerinnen. Obwohl beide promovierte Juristinnen waren, wollten sie nicht aktiv mitgestalten. Margaretha von Trotta sei die einzige Frau gewesen, die sich als wirtschaftspolitische Expertin aktiv an der Ausarbeitung der Kreisauer Entwürfe beteiligt habe.

Für Nina von Stauffenberg bestand die Rolle im Widerstand "praktisch darin, meinem Mann den Rückhalt zu bieten, nicht als Klotz an seinem Bein zu hängen, sondern meine Aufgabe zu erfüllen, nicht im Wege zu stehen und ihn nicht zu belasten". Ihre Ehe beschrieb sie so: "Es ist für mich einfach der Inbegriff einer guten Ehe, daß man Rücken an Rücken steht und sich jeder jederzeit auf den anderen hundertprozentig verlassen kann."

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Clarita von Trott zu Solz, die bis in ihr 80. Lebensjahr als Psychoanalytikerin arbeitete. "Bedeutsame Leistungen für die Allgemeinheit sind auch von der Qualität der jeweiligen Ehe abhängig. Beide Partner können sich wohl nicht gleichzeitig gleich stark in ihren Vorhaben verausgaben, ohne dass entweder die Ehe oder das Vorhaben Schaden leidet. Es fehlt dann der ruhende Pol."

Das Mitmachen der Mehrheit

Es dauerte lange, bis die wichtige Rolle der Frauen im Kampf gegen das NS-Regime anerkannt wurde. Mit den Widerstandskämpfern hat sich das Nachkriegsdeutschland ohnehin nicht leicht getan, viele - insbesondere die Attentäter vom 20. Juli - wurden als "Vaterlandsverräter" oder "Mörder" tituliert. Der Widerstand der Minderheit warf ein zu grelles Licht auf das Mitmachen der Mehrheit.

Noch 1958 sagte Erika Canaris, die Witwe des ermordeten Abwehrchefs Wilhelm Canaris, deutlich verbittert: "Für uns gibt es nur eines: ein Schild an der Haustür 'Hier wohnen Verräter'."

Erst nach und nach wurde der Widerstand gegen Hitler zu einem Bezugspunkt der Bundesrepublik. Eine Gedenktafel für Claus von Stauffenberg wurde von der Stadt Berlin 1952 errichtet - auf Anregung der Familie. Es dauerte nach Kriegsende neun Jahre, bis von offizieller Seite die erste Gedenkfeier abgehalten wurde. Der damalige Bundespräsident Theodor Heuss sprach am 20. Juli 1954 in der Bendlerstraße, wo die vier Verschwörer hingerichtet worden waren, erstmals von einem "anderen Deutschland". 1956 wurde noch abgelehnt, eine Schule nach Stauffenberg zu benennen.

Im Mittelpunkt standen aber die Männer. Die Witwen durften bei Gedenkveranstaltungen auftreten, ihre eigene Rolle wurde lange von der Öffentlichkeit, aber auch von Wissenschaftlern ignoriert. Die Historikerin Frauke Geyken, die die Biografie über Freya von Moltke verfasst hat, nennt diese Frauen "die Verbündeten ihrer Männer". Durch "ihr Mitwissen wurden sie zu Mitverschwörerinnen. Die Last der bedrückenden konspirativen Arbeit gegen das Terrorregime konnte auf zwei Schultern verteilt werden".

Sie verzichtete auf sämtliche Ansprüche

Konstanze von Schulthess schreibt: "Als aktives Mitglied hätte sich meine Mutter nicht bezeichnet, doch es war ihr stets wichtig, dass die große Bedeutung der Widerstandsfrauen historisch korrekt festgehalten und anerkannt wurde."

Nina von Stauffenberg nahm regelmäßig an Gedenkfeiern teil. Clarita von Trott zu Solz gründete eine Stiftung, die in Erinnerung an ihren Mann eine Begegnungsstätte im Herrenhaus der Familie im hessischen Imshausen errichtete. Die wohl aktivste Rolle als "Botschafterin des Widerstandes" , nach Trotts Beschreibung, nahm Freya von Moltke ein.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs knüpfte sie ein Band zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie verzichtete auf sämtliche Ansprüche auf ihr im ehemaligen Schlesien liegendes Gut und betrieb aktiv die Aussöhnung mit Polen. Auf Gut Kreisau richtete sie ein europäisches Zentrum ein, da sie die EU als ein Konstrukt ansah, das die Kreisauer schon damals angestrebt hatten.

Wie tief die Verbindung der Frauen mit ihren Männern war, zeigt sich auch daran, dass keine der Witwen des 20. Juli wieder geheiratet hat. "Warum sollte ich? Ich hatte den Mann fürs Leben doch schon gefunden", war die knappe Begründung von Clarita von Trott zu Solz.

Sie haben ihre Männer um Jahrzehnte überlebt, als gelte es, das Überleben des Widerstandes zu beweisen: Nina von Stauffenberg starb 2006 im Alter von 93 Jahren, Freya von Moltke 2010 im 99. Lebensjahr, ihre Freundin Marion Yorck von Wartenburg mit 102 Jahren. Im Vorjahr starb mit Clarita von Trott zu Solz am 28. März im Alter von 95 Jahren die letzte Zeitzeugin.

Bis ins hohe Alter aktiv

Bis ins hohe Alter war sie aktiv geblieben, schrieb mit ihrer gestochen scharfen Handschrift Briefe, kommunizierte aber auch via Internet und traf sich gerne mit Schulklassen, um mit ihnen zu diskutieren und ihre Erfahrungen zu erzählen.

Inmitten einer Reihe von Porträtfotos ihrer Kinder und Enkelkinder in ihrer lichten Berliner Wohnung stach das Bild ihres Mannes Adam auf der Kommode stets heraus. Die Attentäter seien "keine Helden" gewesen, sie hätten sich nichts vorgemacht. Was als Erbe vom 20. Juli 1944 bleibe? Ihre Antwort kam rasch: "Dass man Mut hat, wenn es notwendig ist. Mut, der nicht tollkühn ist. Dass man sich Menschen sucht, zu denen man Vertrauen hat, und die Selbstachtung nie verliert." (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Album, 19.7.2014)