Foto: Walter Lenger
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Foto: Walter Lenger
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Es ist fünf Uhr morgens, und mein Wecker holt mich unsanft aus einem traumlosen Schlaf. Heute begeben wir uns auf die Spuren von der Löwin Acacia und ihren Jungen, Funkempfänger sollen die Signale der Tiere aufspüren.

Es ist noch bitterkalt. Langsam weicht die Dämmerung dem Tag, und nach einer Weile halten wir an. Der Duft und die Geräusche der Wildnis sind einmalig, besonders der berauschende Geruch der Pflanzen.

Ein scharfer Duft von Mist und Urin vernebelt fast unsere Sinne. Eine Herde Elefanten macht mit einem lauten Krachen im Gebüsch auf sich aufmerksam. Ein Jungtier ist über unser Erscheinen nicht sehr erfreut, es versucht, uns mit Drohgebärden zu beeindrucken. Aufregend, aber gleichzeitig auch etwas erschreckend, denn viele von uns waren einem Elefanten noch nie so nah.

Nach einer kurzen Kaffeepause geht unsere Löwensuche weiter. Meine Gedanken wandern in die Ferne und vermeinen das Brüllen eines Löwen zu hören. Das war leider nur ein kurzer Traum, aber wir werden belohnt mit wunderschönen Herden von Antilopen, Zebras und Giraffen.

Schließlich empfängt Stephen, unser „Field Guide“, tatsächlich die Signale der Löwin, die wohl auf ihrem Weg zurück zu ihrem Nachwuchs ist. Durch die Alarmrufe einer Antilope können wir erahnen, dass sie nicht weit entfernt ist, doch leider können wir die Fährte der Löwin nicht weiter verfolgen, weil der Busch zu undurchdringlich wird.

Wie man Tierspuren liest

Der Tag in der Wildnis lehrt uns, wie wir Tierspuren richtig lesen, wie wir erkennen können, um welches Tier es sich handelt, wie alt es ist und in welche Richtung es sich bewegt. Wir begegnen einer Leopardin mit ihren Jungen und haben das Glück, Geparden anzutreffen, die dafür bekannt sind, dass sie sehr scheu und daher schwer zu finden sind.

Auf unserer weiteren Suche nach Acacia begegnen wir auch drei Breitmaul-Nashörnern, die vom Aussterben bedroht sind. Die Organisation "LEO Africa" versucht daher mit einem Rhino-Monitoring-Programm einen wichtigen Beitrag für ihre Erhaltung zu leisten.

Schließlich wird das Funksignal von Acacia immer stärker. Und endlich sehen wir sie, wie sie auf einer Lichtung mit ihrem Nachwuchs majestätisch thront: ein Anblick, den ich nie vergessen werde.

Es wird langsam dunkel, und es geht heimwärts. Unterwegs treffen wir Mitglieder der "Anti-Poaching Unit", einer bewaffneten Einheit zum Schutz der Tiere, die jeden Tag ihr Leben für die Erhaltung und das Wohlergehen der gefährdeten Tierarten Südafrikas einsetzt. (Walter Lenger, derStandard.at, 1.8.2014)