Exponat der Ausstellung "Ein Dorf im Krieg": Noch ein Foto mit der Familie, bevor es an die Front geht.

Foto: Museum Bramberg

Salzburg - Derzeit laufen in vielen Salzburger Regionalmuseen Ausstellungen zur Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkriegs. Neben der zentralen Schau im Salzburg-Museum - und meist in Zusammenarbeit mit diesem - widmen sich kleinere Museen lokalen Phänomenen: Das Grödiger Untersbergmuseum etwa dem dortigen Kriegsgefangenenlager, das Bischofshofener Museum der Arbeit von Einheimischen wie Kriegsgefangenen im Bergbau, das Schloss Ritzen dem Alltag in Saalfelden.

Letzterer spielt auch die Hauptrolle in den Überlegungen und Recherchen, die Josef Seifriedsberger und Erich Mosser sen. für die Oberpinzgauer Gemeinde angestellt haben. Ergebnis ist die Schau Ein Dorf im Krieg - Bramberg 1914-1918, die sich dem Alltag an der "Heimatfront" widmet. Freilich beschränkt sich die Sicht nicht zwingend auf den Ort Bramberg, aus dem etwa 40 Prozent der Bevölkerung in den k. u. k. Militärapparat einrückten.

Viele zogen dem Zeitgeist folgend mit anfänglicher Euphorie in den Krieg, wie Seifriedsberger in seiner Eröffnungsrede konstatierte. Es geht nicht nur um emotionale Defizite, sondern um die Veränderungen in den dörflichen Wirtschaftskreisläufen: Für kleine Orte wie Bramberg heißt das, dass die vorherrschende landwirtschaftliche Arbeit vor allem von Frauen, Kindern und Alten erledigt werden musste. Später dann auch von Kriegsgefangenen. Vielfach erobern so die Frauen echte Männerdomänen, die allerdings nach Rückkehr der Soldaten wieder abgegeben werden müssen. Die Regionalhistoriker bemühen sich, Familienschicksale vor, während und nach dem Krieg mit dem Blick auf die ökonomische und soziale Lage zu verschränken. Die Erinnerungen von Frauen bilden neben Tagebuchnotizen die Hauptquelle für die Geschichten an den Hörstationen. So wird der Spruch "den einfachen Menschen eine Stimme verleihen" umgesetzt. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 27.8.2014)