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Die Oberösterreicherin Gerlinde Kaltenbrunner ist eine der weltbesten Höhenbergsteigerinnen.

Foto: EPA/APA Ralf Dujmovits

Als Gerlinde Kaltenbrunner 2002 einen ihrer ersten großen öffentlichen Auftritte im Rahmen des Salzburger Bergfilmfestivals hatte, ahnten einige in der Alpinszene schon, welches Potenzial in der jungen Krankenschwester steckt. Kaltenbrunner hatte damals schon fünf Achttausender bestiegen. Knapp ein Jahrzehnt später - Kaltenbrunner war längst Berufsbergsteigerin - steht sie im August 2011 auf dem Gipfel des K2. Damit hat sie als erste Frau alle 14 Achttausender der Erde ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen. Die heute 43-Jährige hat sich mit dem K2 selbst zur Königin der Achttausender gekrönt.

Die Jahre davor waren geprägt von einem Wettlauf zwischen der im oberösterreichischen Kirchdorf an der Krems geborenen Kaltenbrunner, der Baskin Edurne Pasaban und der Koreanerin Oh Eun-Sun. Letztlich waren zwar Oh Eun-Sun und Pasaban vor der Österreicherin auf allen 14 Achttausendern. Kaltenbrunners Konkurrentinnen hatten jedoch fallweise auf Flaschensauerstoff zurückgreifen müssen.

Im Unterschied zu Oh Eun-Sun hat Kaltenbrunner immer dementiert, in einem Wettbewerb mit Eun-Sun und Pasaban zu stehen. In ihren Vorträgen und Interviews schimmert immer eine fast religiöse Verehrung für die Bergwelt durch. Interessiert hat das freilich die Wenigsten. Die Medien hatten längst das Wettrennen auf die Achttausender zum Thema gemacht, egal was die Protagonistinnen selbst sagten.

Reinhold Messner: Nur den "Normalwegen" gefolgt

In der überwiegend männlich dominierten Alpinistenszene wiederum wurde immer wieder versucht, die Leistungen der Frauen kleinzureden. Oh Eun-Sun wurde gleich einmal ein Gipfelsieg abgesprochen. Im Fall von Kaltenbrunner war es Reinhold Messner, der rund 25 Jahre vor ihr als erster Mann auf allen 14 Achttausendern gestanden ist. Messner hat der Oberösterreicherin vorgeworfen, "mehr oder weniger" nur den Normalwegen gefolgt zu sein.

Es waren freilich auch zwei Männer, die den alpinistischen Lebensweg der ausgebildeten Krankenschwester entscheidend mitgeprägt haben. Da war einmal der Gemeindepfarrer von Spital am Pyhrn, Erich Tischler. Der Pfarrer nahm die junge Gerlinde nach dem Sonntagsgottesdienst immer wieder auf Bergtouren mit und weckte so die Bergbegeisterung.

Mit dem Zweiten ist Kaltenbrunner seit 2007 verheiratet. Ralf Dujmovits ist wie sie Profi und der erste Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Sein Know-how und die logistische Unterstützung seiner Expeditionsagentur Amical Alpin haben wesentlich zu den Erfolgen der Österreicherin beigetragen. Heute lebt sie auch mit ihrem Mann im deutschen Baden-Württemberg. Nach dem Hype 2011 ist es wieder ruhiger um die Königin der Achttausender geworden. Abseits des medialen Gezerres um ihre Person kann Kaltenbrunner langgehegte Wunschziele ansteuern. 2012 bezwang sie den 7861 Meter hohen Nuptse im Himalaja über den Ostgrat. 2013 stand sie am Denali in Alaska. Die 2014 geplante Besteigung des Monte Sarmiento in Feuerland scheiterte am Wetter. Lesen Sie im nächsten Teil über die Frauenrechtlerin Rosa Mayreder. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 30./31.8.2014)