Deutlich mehr Journalisten als Freunde aus der Heimat beim Empfang des neuen ÖVP-Chefs Reinhold Mitterlehner beim schwarzen Sprechtag in Rohrbach.

Foto: Daniela Ecker

Linz - "A Vizekanzler bei uns in Rohrbach. Dass i des no erleben derf." Josef Hauer kann nichts mehr halten. Voller Begeisterung winkt der ÖVP-Bürgermeister von Rohrbach dem schwarzen BMW, der soeben vor dem Wirtshaus "Bertlwieser's" vorfährt. Schnell noch die Krawatte zurechtgerückt und ÖVP-Bezirksgeschäftsführerin Gertraud Scheiblberger herbeigewunken. Diese trägt an diesem Freitagvormittag nicht nur die Verantwortung für den Sprechtag mit Bezirksparteiobmann Reinhold Mitterlehner, sondern vor allem auch schwer an einem Granitstein. Zumindest bis zum Zeitpunkt der Übergabe an den neuen Vizekanzler. Hauser: "Reinhold, du bist ein harter Knochen - geboren auf Granit, aufgewachsen auf Granit und jetzt ein Stück Granit für die harte Zeit in Wien." Nachsatz: "Aber net wem nachschmeißen!"

Seit über einem Jahrzehnt ist Mitterlehner Bezirksparteiobmann der ÖVP Rohrbach. Nach dem jüngsten Karrieresprung des gebürtigen Mühlviertlers haben nun viele (Journalisten) mit einem großen Empfang in der Bezirksstadt gerechnet. Doch zur ersten Heimat-Sprechstunde des Vizekanzlers fanden sich kaum Schaulustige und nur acht Bürger mit konkreten Anliegen ein.

Einzeln wurden diese dann in einen abgetrennten Teil der Gaststube gebeten. Zufrieden waren nach dem Zehn-Minuten-Date mit dem ÖVP-Chef alle. "Vor allem is klass, dass mi der versteht. I man, i hob Hochdeitsch g'lernt - oba Hochdeitsch red'n is a Schmarrn", lobt etwa eine ältere Dame die sprachliche Anpassungsfähigkeit Mitterlehners.

Was man an Anliegen an den Minister heranträgt, will niemand so genau sagen. Meist sind es aber alltägliche Probleme: Der Sohn sucht einen Job, der Verein hätte gerne mehr Fördergelder, der Anrainer mehr Lärmschutz. Eines stellt Mittlerlehner zumindest aber öffentlich klar: "Als Finanzminister hat sich heute keiner beworben."

In der Gaststube ist man dennoch überzeugt: "Da wird sich auch noch einer von uns finden." Untermauert wird das granitharte "Mia han mia" -Gefühl noch mit einer klaren Botschaft: "Viele Jobs kriegst nur, wennst Mühlviertler bist. Weil obezahn gibt's bei Mühlviertlern net."(Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 30.8.2014)