Wien - Seit einem Jahr arbeitet ein Kollektiv rund um Tina Leisch mit den Flüchtlingen, die in der Votivkirche und später im Servitenkloster Zuflucht gesucht hatten. Eigentlich dachte man daran, ein Stück von Ibrahim Amir aufzuführen, das auf Gesprächen mit den Heimatsuchenden basiert. Doch nicht jeder ist zum Schauspieler geboren. Entstanden ist nun ein berührendes, abwechslungsreiches Impro-Theater mit dem Titel Warten aufs Bleiben. Ein Gastmahl.

Die Flüchtlinge, die zum Teil noch immer darauf hoffen, in Österreich bleiben zu dürfen, drehen die Situation um: Sie sind es, die einladen. Ein besseres Ambiente als die im maurischen Stil errichtete Zacherlfabrik hätten sie für ihr orientalisches Abendessen kaum finden können. Und während sie die Speisen servieren, erzählen sie aus ihrem Alltag. Von Polizeikontrollen - und dass sie immer viel Platz in der U-Bahn haben, weil sich niemand zu ihnen setzt.

Die Asylanten erzählen in Ich-Form, aber nicht unbedingt ihre eigene Geschichte. Said Chafé zum Beispiel verkörpert den Koch aus Marokko, der sieben Versuche unternehmen musste, bis er es als blinder Passagier nach Europa geschafft hatte. Zwischen den traurigen wie auch lustigen Begebenheiten wird viel gesungen (Muhammad Atef Wazir) und gerappt (Mohamed Mouaz / DJ Amine). Und es gibt auch echte Szenen: Natalie Ananda Assmann spielt eine Geliebte, die nicht heiraten will, was zur Folge hat, dass ihr Freund (Ali Asmat Turi) abgeschoben wird.

Nach 90 Minuten endet der offizielle Teil; Adalat Khan, der Sprecher der Flüchtlinge, und das weitere Team (Issa Amadzai, Shakil Khan, Julia Harnoncourt u. a.) laden zur Diskussion ein. Ein bisschen babylonische Sprachverwirrung gehört dazu. (trenk, DER STANDARD, 18.9.2014)