Köln - Der vierte Pilotenstreik bei der Lufthansa seit Ende August hat am Dienstag rund 20.000 Passagiere zur Änderung ihrer Reisepläne gezwungen. 50 Langstreckenflüge von und nach Frankfurt am Main mussten abgesagt werden, wie die Fluggesellschaft mitteilte.

Konzernchef Carsten Spohr warb bei den Kunden um Verständnis für die Auswirkungen des festgefahrenen Tarifkonflikts und hob die Verantwortung des Managements für alle Mitarbeiter hervor.

15-stündiger Streik

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir 32 Flüge, die wir ab Frankfurt geplant haben, auch so durchführen wie kommuniziert", erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Die Situation auf dem Flughafen Frankfurt sei ruhig, die Fluggäste seien im Voraus über die Änderungen informiert worden. Die Pilotengewerkschaft Cockpit hatte zu einem 15-stündigen Streik am größten deutschen Flughafen aufgerufen. Der Arbeitskampf, der bis 23.00 Uhr dauern sollte, konzentrierte sich dieses Mal auf Langstreckenflüge.

Konzernchef Spohr, selbst gelernter Pilot, wandte sich in einer Videobotschaft direkt an die Kunden. Angesichts des "längsten Streiks in der Geschichte des Unternehmens" wolle er um Verständnis bitten für die Auswirkungen des Arbeitskampfes auf die persönlichen Reisepläne. Die Konzernführung trage jedoch nicht nur für die rund 5.000 Piloten Verantwortung, die sich derzeit an dem Streik beteiligten, "und damit die Hälfte unserer Pilotenschaft, sondern für die gesamten 120.000 Mitarbeiter unserer Lufthansa", warb Spohr für die Haltung der Unternehmensleitung in dem Tarifkonflikt.

120.000 Mitarbeiter

Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler sagte dem Nachrichtensender n-tv: "Es geht darum, dass wir ein Unternehmen sind, das in einem wirklich sehr harten Wettbewerb steht. Wir müssen dieses Unternehmen fit machen für die nächsten 10, 20, 30 Jahre." Fast alle der 120.000 Mitarbeiter der Lufthansa hätten dazu bereits ihren Beitrag geleistet, "und wir denken einfach, dass die 5.400 Piloten, um die es im Moment geht, auch ihren Beitrag leisten können".

Kritik übte Schädler an der Verhandlungsführung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit: "Wir treffen uns manchmal, und dann wird gesagt, legt doch bitte ein unterschriftsreifes Angebot vor, und dann geht man wieder auseinander. Verhandlungen heißen für uns aber, man setzt sich zusammen und überlegt, wie können wir uns einander annähern."

Pension mit 55

Hintergrund des Streiks ist der festgefahrene Streit um die Übergangsversorgung der Piloten. Sie erlaubt es Piloten bisher, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen. Der Konzern will die Altersgrenze erhöhen. Cockpit lehnt dies ab. Zuletzt hatte die Lufthansa vorgeschlagen, die Altersgrenze individuell anhand der Dienstjahre eines Piloten festzulegen. Auch diesen Vorschlag wies die Gewerkschaft zurück.

Angesichts preiswerter Konkurrenzfirmen wie Easyjet und Ryanair bemühen sich neben der Lufthansa auch andere etablierte Fluggesellschaften in Europa derzeit um Kostensenkung - und stoßen dabei auf den Widerstand der Gewerkschaften. Am Sonntag war der längste Streik bei Frankreichs größter Fluggesellschaft Air France nach zwei Wochen beendet worden. Auch dort hatten die Piloten gestreikt. (APA, 30.9.2014)