Mehr als 2.500 Kinder setzten diese Woche in Wien im Rahmen einer Aktion der Volkshilfe ein Zeichen gegen Kinderarmut.

Foto: Volkshilfe

Der 17. Oktober ist der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut. Aus diesem Anlass weisen mehrere Organisationen wie die österreichische Volkshilfe und die Armutskonferenz auf die grassierende Kinderarmut weltweit hin. In Österreich sind 234.000 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre armutsgefährdet. Das entspricht einer Quote von 15 Prozent und liegt damit über der allgemeinen Armutsgefährdungsquote von 13 Prozent. Bei den unter 19-Jährigen sind laut aktueller Erhebungen gar 20 Prozent armutsgefährdet, also jeder Fünfte.

Kopfzerbrechen

Armut und Entbehrungen in jungen Jahren prägen Kinder ein Leben lang: Sie sind etwa als Erwachsene deutlich kränker als der Rest der Bevölkerung. Schon früh erleben Kinder gesundheitliche Symptome, die sich gleichsam in den Körper einschreiben: "Bei armutsbetroffenen Kindern treten ein mehr an Kopfschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen und Einsamkeit auf", warnt die Armutskonferenz. Schon bei den ganz Kleinen zeigen sich gravierende Folgen: "Wo Sicherheit fehlt, wird die kritische Phase des Einschlafens doppelt schwierig. Und der stressige Alltag unter finanziellem Dauerdruck erreicht auch die Kinder und zwingt sie, sich den Kopf zu zerbrechen", so Martin Schenk, Sozialexperte und Psychologe.

Alltag, der krank macht

Die medizinische Fakten sind eindeutig: Bei Kindern von Erwerbslosen und Sozialhilfebeziehern treten Bronchialerkrankungen und Kopfschmerzen überproportional oft auf. Dafür sind häufig Wohnverhältnisse verantwortlich: Arme Kinder leben oft in feuchten oder schimmligen Wohnungen an verkehrsreichen Straßen mit schlechter Luftqualität und viel Lärm.

Es ist der Alltag mit wenig Geld, der Menschen krank macht, sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz – das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Sie leiden unter schlechten Wohnbedingungen, mangelnder Bildung, Arbeitslosigkeit, fehlenden Erholungsmöglichkeiten und belastender Existenzangst. Der größte Unterschied zwischen den Einkommensgruppen findet sich bei Beschwerden mit psychosomatischem Anteil, bei Depressionen und depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen, Angst, Nervosität, Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Die beste Medizin sei daher sozialer Ausgleich, betont die Armutskonferenz. (red, derStandard.at, 16.10.2014)