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Online-Misogynie bis hin zur Androhung eines Attentats: Für Netzaktivistin Anita Sarkeesian Alltag.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Wenn Frauen Jobs klauen: Heide Oestreich schreibt in ihrem Beitrag "Männerversteherinnen" für das Gunda-Werner-Institut über die "Wut der Männer", wie die Wochenzeitung "Die Zeit" kürzlich titelte: ihre Wut über Quotenfrauen und über Auswahlkriterien, die Frauen bevorzugen. Die "taz"-Redakteurin sieht den Grund dieses Ärgers folgendermaßen: "Frauen beanspruchen nun etwas, das vorher nur Männer beansprucht haben." Daher würden Frauen nicht in dem gleichen Sinne als Konkurrenz wahrgenommen werden wie Männer, Frauen seien "unlautere Konkurrenz". Kein Problem habe man hingegen damit, wenn Männer an Männer vorbei befördert werden, denn das gehöre zum System.

Oestreich bietet in ihrem Beitrag einige interessante Überlegungen zur Sorge einer drohenden Benachteiligung von Männern.

Was ist bloß in der Gamerszene los? Anita Sarkeesian wurde erneut bedroht. Die Netzaktivistin analysiert auf ihrer Seite "Feminist Frequency" Sexismus in Videospielen und wird deswegen immer wieder mit sexueller Gewalt und Mord bedroht. Anfang der Woche musste sie einen Vortrag am Center For Women and Gender an der Utah State University absagen, nachdem jemand mit einem Attentat gedroht hatte.

Großes Aufsehen erregten diese jüngsten Drohungen auch deshalb, weil Sarkeesian auf Twitter den Vorwurf erhob, dass ihre Verfolger sich zahlreich in der Internetformierung "Gamergate" organisieren würden, die sich eigentlich gegen Korruption in der Branche starkmachen will.

"Bitch Media" schreibt aus diesem Anlass, dass der häufig gehörte Ratschlag "Lies diese Kommentare einfach nicht" niemandem nützen. Das Problem, dass viele Frauen im Netz massiv bedroht werden, löse sich sich nicht dadurch, dass man es ignoriert, denn: "Online-Belästigung kann zu einer Sache von Leben und Tod werden."

Keine Kommentare für ein leichteres Leben: Ein lesenswertes Interview gibt es auf der Website des "Missy Magazine" mit Anne Wizorek, die sich im Übrigen an den Rat, Kommentare unter ihren Texten nicht zu lesen, hält. "Das verbessert das Leben ungemein", sagt Wizorek, die durch die Twitter-Kampagne #Aufschrei bekannt wurde und nun nach gut einem Jahr in dem Buch "Weil ein #Aufschrei nicht reicht" Bilanz zieht.

Der Ton im Netz beschäftigt sie auch in diesem Interview. Dass eine starke Moderation in Internetforen die Meinungsfreiheit einschränke, lässt Wizorek nicht gelten: "Was ist 'Freiheit statt Angst' wert, wenn es eh nur um die Freiheit von weißen Chaos-Computer-Club-Nerds geht und eindeutige Probleme wie Online-Misogynie komplett ausgeklammert werden?" (red, dieStandard.at, 17.10.2014)