Was verbindet eigentlich einen Trans*Mann, eine Trans*Frau, und eine Intersex-Person?

In einer Gesellschaft, in der "Geschlecht" nach wie vor eine der wichtigsten Kategorien zur eigenen wie fremden Identifikation darstellt, ist es kaum verwunderlich, dass diesem Konstrukt eine Ideologie von Eindeutigkeit, Naturgegebenheit und Unveränderlichkeit zugrunde liegt; wäre schließlich unpraktisch, wenn gerade unsere Identitätskategorien gar nicht so statisch wären – immerhin sehen wir Identität selbst doch als etwas Statisches und Abgeschlossenes und fühlen uns daher erst mal unsicher, wenn daran gerüttelt wird.

Demnach ist es auch kaum verwunderlich, dass sich all jene, deren Identität dieser Ideologie widerspricht, in einer speziellen gesellschaftlichen Position befinden: Sie lösen einen Widerspruch aus, den es zu beseitigen gilt. Und dies geschieht entweder durch die Aufgabe jener als "Natürlichkeit" getarnten Ideologie, der widersprochen wird – oder, viel einfacher: durch die Pathologisierung, Ausgrenzung und letztlich Unsichtbarmachung jener Identitäten, die im Widerspruch zu dieser Geschlechternorm stehen, deren Stabilität wir dadurch zu schützen hoffen.

Begegnungen, die dem Gelernten widersprechen

Das Theaterstück "Trans Gender Moves", welches zurzeit in Wien aufgeführt wird, inszeniert die Geschichten und Erlebnisse dreier solcher Gender-nonkonformen Personen. Ihre persönliche wie gemeinsame Auseinandersetzung mit der von der Norm abweichenden Geschlechtsidentität findet dabei nicht auf einem abstrakt-theoretischen Niveau statt, sondern wird auf einer individuellen, spielerisch-experimentellen, mitunter auch sehr intimen und daher gut spürbaren Ebene vermittelt – und diese Begegnung mit dem "A-Normalen" ist vielleicht sogar die, die am effektivsten an unserer Vorstellung vom strengen Geschlechtersystem rüttelt.

Foto: Mike

Denn die direkt geteilten Erfahrungen sind so echt wie die Personen, die sie erzählen. Sie sind nicht wegdiskutierbar, sie können nicht durch einfache pathologisierende Erklärungen als vernachlässigbar abgetan werden, sie lassen sich nicht unter dem Mantel der "von der Natur nicht vorgesehenen Ausnahmen" verstecken und wegpacken. In diesen Momenten der Berührung erfahren wir als Publikum unmittelbar, dass es tatsächlich etwas jenseits des Konzepts der strikt getrennten und unüberwindbaren Zweigeschlechtlichkeit gibt – selbst wenn uns immer wieder beigebracht wird, dass solche Identitäten "unnatürlich", unmöglich und somit letztlich nicht existent seien. Wir werden schließlich im Laufe der Aufführung selbst zu Zeug*innen der Möglichkeiten, sich außerhalb der vorgesehenen Geschlechtskategorien zu bewegen.

Das beste Argument gegen eine Vorstellung, die die Existenz gewisser Identitäten einfach nicht vorsieht, ist immer noch die Begegnung mit genau jenen Identitäten. Und ja, dies löst einen Widerspruch aus – der sich jedoch nicht ewig zugunsten der Aufrechterhaltung jener Vorstellung besänftigen lassen wird. Vielleicht sollte also das vergebliche "Weg-Erklären" jener Identitäten, die sich schlicht nicht wegerklären lassen, stattdessen abgelöst werden durch die Aufgabe genau jener Norm, laut der es sie nicht geben kann. (Mike, dieStandard.at, 20.10.2014)