Bild nicht mehr verfügbar.

Der 59-jährige Denis Mukwege hielt 2012 eine kritische Rede vor der UN-Versammlung in New York.

Foto: EPA/APA/Henrik Montgomery

Mit "sehr schwerem Herzen" sprach Denis Mukwege vor zwei Jahren vor der UN-Versammlung. Die Internationale Gemeinschaft habe auf die Situation der Frauen in der Demokratischen Republik Kongo nur "mit Angst und einem Mangel an Courage" reagiert, prangerte der kongolesische Gynäkologe an. Er kritisierte die Verbrechen in seiner Heimat und in Ruanda, bei denen sexualisierte Gewalt als Mittel der Kriegsführung eingesetzt wurde, und verurteilte die Straflosigkeit der Täter. "Wir brauchen nicht noch mehr Beweise, wir brauchen Taten", forderte Mukwege.

Für sein Handeln für tausende Opfer sexueller Gewalt wird der 59-Jährige am 26. November in Straßburg mit dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet, wie seit Dienstag bekannt ist. Mukwege erhielt bereits 2008 den UN-Menschenrechtspreis und 2009 den Olof-Palme-Preis. Im selben Jahr war der damalige "Afrikaner des Jahres" auch für den Nobelpreis nominiert. Im September 2013 bekam er den Alternativen Nobelpreis.

Studium in Burundi und Frankreich

Der in der kongolesischen Stadt Bukavu als Sohn eines protestantischen Pastors der Pfingstgemeinde geborene Mukwege studierte Medizin in Burundi und im französischen Angers. 1989 eröffnete er seine erste gynäkologische Station in Lemara, das im Kampfgebiet der damaligen Kongokriege lag.

1996 wurden Stadt und Station zerstört, Mukwege baute wenig später das Panzi-Krankenhaus in Bukavu auf - samt spezieller Station zur Behandlung der Opfer von Sexualdelikten. Inzwischen gilt er als Experte für die Behandlung verletzter Frauen und Mädchen nach Gruppenvergewaltigungen.

Wegen Stigmas besorgt

Bei der Verleihung des Olof-Palme-Preises beschrieb Lena Ag, Leiterin einer schwedischen Frauenorganisation, den Alltag der Panzi-Klinik: Täglich kämen dort "zehn bis 20 Frauen und Mädchen" an, "deren Körper von brutalen Vergewaltigungen verwüstet sind, von grausamster Folter". Mukwege sei auch dann noch um sie besorgt, wenn sie guten Mutes die Klinik verließen - wegen des gesellschaftlichen Stigmas, mit dem sie dann leben müssen.

Der verheiratete Vater von fünf Kindern sagte kurz nach der UN-Rede: "Ich habe nicht genug Worte, um die Brutalität, die ich sehe, zu beschreiben." Wenige Wochen später wäre er beinahe für immer verstummt: Nur knapp entkam er einem Attentat, ein Freund der Familie wurde erschossen. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 23.10.2014)