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"Bildungsprogramme und berufliche Wiedereingliederung können zur Reduzierung drogenbedingter Mortalität beitragen", sagt Studienleiter Alain Origer.

Foto: dpa/Frank Leonhardt

Zum ersten Mal haben Forscher gezeigt, dass Drogenkonsumenten mit weniger erfolgreichen Bildungs- und Berufslaufbahnen eher an einer Überdosis sterben. Außerdem gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem beruflichen Status der Eltern und der Wahrscheinlichkeit, dass deren Kind an einer Überdosis sterben wird.

Höheres Risiko

"Bei Opfern von Überdosen ist es doppelt so wahrscheinlich, an einem Abschluss einer weiterführenden Schule gescheitert zu sein und anderthalb mal so wahrscheinlich, arbeitslos gewesen zu sein, als bei noch lebenden Drogenkonsumenten", sagt Alain Origer, nationaler Drogenkoordinator Luxemburgs und führender Forscher bei dieser Studie.

Es gab bei Problemdrogenkonsumenten und Opfern von Überdosen jedoch keinen Unterschied hinsichtlich der Art der von den Eltern ausgeübten Beschäftigung. "Man kann spekulieren, dass sich sozioökonomische Nachteile eher auf das alltägliche Leben des Einzelnen auswirken, als dass sie durch die Erziehung bestimmt sind", sagt Michèle Baumann, Gesundheitssoziologin der Uni Luxemburg.

Diese bahnbrechenden Ergebnisse eines Forschungsteams der Universität Luxemburg ergaben sich aus einer vergleichender Analyse besonders ergiebiger Daten zum Leben von über 1300 Problemdrogenkonsumenten im Großherzogtum Luxemburg zwischen 1994 und 2011. Die Daten enthielten vielschichtige Lebensgeschichten von 272 tödlichen Überdosisfällen und 1.056 Problemdrogenkonsumenten mit vergleichbaren Profilen. Problemdrogenkonsum bezieht sich in dieser Studie auf die Einnahme von Opiaten, meist Heroin, und Kokain.

Erste große Studie

Es handelt sich hier um die erste größere Studie zu diesem Thema. Die Forscher hatten Zugang zu anonymisierten landesweiten Daten von Drogenmissbrauchsstellen, vom nationalen Drogenüberwachungssystem und aus toxikologischen und Autopsieberichten.

So war das Team der Universität Luxemburg in der Lage, an das Thema vielschichtiger heranzugehen als frühere Studien in der wissenschaftlichen Literatur. Andere Studien, die sich an einer ähnlichen Methodik versuchten, erwiesen sich aufgrund mangelnder Daten als unschlüssig.

"Bildungsprogramme, Berufsausbildung und berufliche Wiedereingliederung können zur Reduzierung drogenbedingter Mortalität beitragen", sagt Origer. "Durch Integration dieser Maßnahmen in Lebenshilfeprogramme und Entwicklung von Instrumenten zur Gefährdungsbeurteilung könnten Leben gerettet werden." (red, derStandard.at, 23.10.2014)