Wien - Sie war Mitbegründerin des Frauenklubs Wien, initiierte die größte Wiener Gartenbauschule für Frauen und leitete den Musikverlag Universal-Edition. Heute sind Leben und Werk der international vernetzten Wiener Frauenrechtlerin und Pazifistin Yella Hertzka allerdings weitgehend vergessen, mit der Benennung des Parks in der Seestadt Aspern und einer neuen Biografie soll sich das nun ändern.

Hertzka, 1873 in Wien geboren, bemühte sich schon um die Jahrhundertwende um die Gründung eines Frauenklubs nach US-amerikanischem Vorbild, der gebildeten und berufstätigen Frauen in Wien als Treff- und Vernetzungspunkt dienen sollte. Die Berufstätigkeit von Frauen hatte auch ein weiteres Projekt Hertzkas zum Ziel: 1913 eröffnete sie, die selbst eine gärtnerische Ausbildung erhalten hatte, die größte Gartenbauschule für Frauen in Wien, erklärte Historikerin Corinna Oesch vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Sie wird ihre Hertzka-Biografie am Donnerstag an der Uni Wien präsentieren.

Internationales Engagement

Im der Schule angeschlossenen Garten veranstaltete Hertzka Feste, bei denen sich die Proponenten der Wiener Musikszene von Mahler bis Schönberg trafen. Denn die Frauenrechtlerin war mit Emil Hertzka verheiratet, Direktor des Musikverlages Universal-Edition.

Yella Hertzka engagierte sich international in der Friedens- und Frauenbewegung. Während des Ersten Weltkriegs nahm sie an einer Konferenz der Internationalen Frauenbewegung in Den Haag teil, die sich für einen schnellen Frieden aussprach.

Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie als Großaktionärin die Leitung des renommierten Musikverlags, erst der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich zwang die Jüdin Hertzka zur Flucht, die sie über eine Scheinheirat bewerkstelligen konnte. Die Kriegsjahre verbrachte sie im britischen Exil. "Als eine der wenigen kehrte sie nach Kriegsende wieder nach Österreich zurück", schilderte Oesch. Nach ihrer Rückkehr übernahm die Frauenrechtlerin erneut die öffentliche Verwaltung der Universal-Edition und bemühte sich um die Wiedererrichtung des arisierten Musikverlags. 1948 starb Hertzka in Wien.

Eröffnung des Parks 2015

"Der große Bruch kam mit dem Nationalsozialismus. Die Projekte und Ideen der Frauenbewegung wurden zerstört, geradezu liquidiert", erklärte Oesch die bis heute fehlende Erinnerung an und wissenschaftliche Beschäftigung mit Hertzkas Leben und Werk. "Auch ihre Arbeit in der Universal-Edition wurde bisher ausgespart oder verschwiegen", meinte die Historikerin. Für ihre Biografie hat sie Quellen aus Wien, Genf, Moskau und den USA herangezogen.

Mit der Biografie und der Benennung soll nun ein erster Schritt zur Erinnerung an Hertzka gesetzt werden. 21.500 Quadratmeter wird der Park in der Seestadt haben, im Sommer 2015 soll er eröffnen. (APA, 3.11.2014)