Jeddah - Menschenrechtsbeobachter in der Golfregion haben sich besorgt wegen der Festnahme der Frauenrechtlerin Souad al-Shammary in Saudi-Arabien gezeigt. Die Bloggerin wurde den Angaben zufolge am 28. Oktober in Jeddah verhaftet. Zuvor war sie wegen von ihr veröffentlichter Tweets vernommen worden.

Sie wurde angeklagt, zum "Ungehorsam" aufgerufen zu haben, indem sie die saudi-arabische Gesellschaft als männerdominiert beschrieben habe. Außerdem habe sie "Sarkasmus" bei der Erwähnung religiöser Texte und Religionsgelehrter an den Tag gelegt.

Kampagne gegen das Frauenfahrverbot

Die Menschenrechtsbeobachtungsgruppe "Gulf Center for Human Rights" zeigte sich "höchst besorgt" darüber, das Shammarys Anwalt nicht bei ihren Verhören anwesend sein und auch keinen Einblick in die Vernehmungsprotokolle nehmen durfte. Zudem sei Shammary offenbar vom Untersuchungsrichter verbal attackiert worden, der gemeint habe, nun werde sich die Gesellschaft ihrer "Bosheiten" entledigen.

Nach Angaben der Zeitung "Corriere della Sera" ist Shammary 48 Jahre alt und hat in Islamischem Recht promoviert. Sie setzt sich für die Rechte von Frauen ein. 2013 brachte sie einen Einspruch gegen die Festnahme zweier junger Frauen ein, die entgegen dem in Saudi-Arabien herrschenden Verbot ein Auto gelenkt hatten. Shammary hatte sich von Anfang an für die Kampagne gegen das Frauenfahrverbot im wahhabitischen Königreich eingesetzt.

Haft wegen "Beleidigung des Islam"

Shammary ist die Sprecherin des "Liberalen Saudischen Netzes", das sie 2008 mit Reif Baddawi und drei anderen AktivistInnen gegründet hatte. Das Internetportal wurde inzwischen von den Behörden gesperrt und Baddawi wegen "Beleidigung des Islam" zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben verurteilt. MenschenrechtsaktivistInnen fürchten, dass Shammary ein ähnliches Schicksal drohen könnte. (APA, 3.11.2014)