Susanne Widl und ihr Bett, das sie 1968 selbst entworfen hat.

Foto: Nathan Murrell

Besonders stolz ist sie auf die Rundablage, die ihre Bettstatt einrahmt.

Foto: Nathan Murrell

Mein Bett habe ich im Jahre 1968 selbst entworfen. Ich wollte etwas Eigenes schaffen. Angefertigt hat es ein Tischler im 8. Bezirk, genau nach meinen Anweisungen. Es misst drei mal zweieinhalb Meter und besteht aus einem massiven Holzrahmen. Auch die Federkernmatratze ist eine Maßanfertigung, die regelmäßig gegen eine neue ausgetauscht wird. Der Rahmen des Bettes ist zurzeit weiß, ich überlege aber, ihn demnächst grau streichen zu lassen. Abwechslung muss schließlich sein. Sehr wichtig war für mich auch die Rundumablage, so etwas hat es damals einfach nicht gegeben. Außerdem mag ich keine Nachtkastln.

Das Bett ist in jeder Hinsicht einzigartig, und ich bin sehr stolz auf den Entwurf, genauso wollte ich ihn, kein bisschen anders. Mein Bett ist für mich das wichtigste Möbelstück, und es hat mich durch all meine Wohnungen seit 1968 begleitet. Außerdem ist das Bett der Ort, in dem wir in der Regel auf die Welt kommen und diese, wenn möglich, auch wieder von dort verlassen. Mit keinem Möbel verbringen wir so viel Zeit wie mit dem Bett. Deshalb betrachte ich den Mix aus Design, Verarbeitung, Größe und Qualität der Matratze als das Um und Auf.

Ich kann mich auch noch an mein erstes Bett erinnern, es hatte einen Messingrahmen. Ansonsten verblassen angesichts meines wundervollen Bettes alle Erinnerungen an andere Schlafstätten, in denen ich genächtigt habe. Apropos: Generell schlafe ich bei offenem Fenster, außer es wird mir zu kalt. Meine Schmerzgrenze liegt bei einer Außentemperatur von 19 Grad.

Schwarze Wäsche

Von meinem Bett aus sehe ich die Werke von weitgehend jungen Künstlern und Künstlerinnen, zum Beispiel von Zenita Komad, Ona B. oder Alfredo Barsuglia. Wenn ich die Augen geschlossen habe und schlafe, träume ich oft. Ich unternehme Traumreisen mit Unterwasserfahrzeugen, die sich beim Auftauchen in fantastische Flugzeuge verwandeln.

Leider bin ich keine Langschläferin, ich wäre es gerne, kann dieser Neigung aber allein schon aus geschäftlichen Gründen nicht nachkommen, denn ich bin oft bis spät in der Nacht im Kaffee Korb. Daraus resultieren natürlich Schlafmangel und Schlafstörungen. Gegen Letztere hilft auch kein "Schäfchenzählen". Ich kenne aber sowieso niemanden, der das tut. Ich benutze generell keine Schlafhilfen, mein Bett ist mir in der Regel Schlafhilfe genug. In Sachen Bettwäsche bevorzuge ich Satin und Baumwolle, das Design wird den jeweiligen Jahreszeiten angepasst, im Winter kommt eher Dunkles und Gedecktes über die Tuchent, im Sommer reichen die Farben von Hellblau über Rosa bis hin zu sehr farbenfrohen Motiven. Ich hab auch schon tiefschwarze Bettwäsche verwendet. Das hat auch etwas.

Auf meinem Nachtkastl liegen jede Menge Bücher, zum Beispiel von Unica Zürn "Der Mann im Jasmin" oder Truman Capotes Erzählungen "Yachten und dergleichen". Und Ausstellungskataloge, natürlich auch der zur aktuellen Ausstellung meines Lebensgefährten Peter Weibel, der allerdings die meiste Zeit in Frankfurt lebt. Klassischen Wecker gibt's bei mir keinen, ich lasse mich von Musik wecken, am liebsten von Roxy Music, Queen oder Lady Gaga.

Nach dem Aufstehen, das ist meistens so um halb acht, gibt's zuerst ein Glas Mineralwasser und dann eine klassische Wiener Melange, das ist der wichtigste Teil des Morgenrituals. Gefrühstückt wird natürlich im Bett. Aktuell stehen Knäckebrot, Topfen und Kräuteraufstrich auf dem morgendlichen Speiseplan. Was im Bett gar nicht geht? In meinem Bett geht alles. Außer Schnarchen. In dem Fall heißt's: Rrrrraus! (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 7.11.2014)