Sabine Promberger wurde am Sonntag zur SPÖ-Landesfrauenvorsitzenden gewählt. Die Botschaft
der "sturen" Ebenseerin ist deutlich: "Die SPÖ-Frauen sind nicht immer nur die, die meckern."

Foto: Werner Dedl

STANDARD: Sie sind als Extremsportlerin hart im Nehmen und haben entsprechend Ausdauer – ein Vorteil für den neuen Job?

Promberger: Es kann sicher nicht schaden, wenn man als SPÖ-Frauenvorsitzende Härte, Ausdauer und Konsequenz hat.

STANDARD: Weil es die Genossinnen offensichtlich nicht immer leicht haben in der Partei?

Promberger: Wir brauchen kein Mitleid. Aber bestimmte Themen innerhalb der SPÖ sind schon seit 100 Jahren eine Herausforderung. Da braucht man eine Zähigkeit.

STANDARD: Aber ist es nicht letztlich traurig, dass sich eine Partei wie die SPÖ im Jahr 2014 gerade in Frauenfragen so uneins ist?

Promberger: Natürlich hat mich die Quotendebatte enttäuscht. Ganz klar: Ich habe mir gewünscht, dass Sonja Ablinger das Mandat von Barbara Prammer bekommt. Aber der Landesparteivorstand hat anders entschieden.

STANDARD: Wieso braucht die SPÖ, die sich ja gern auf die Fahnen heftet, viel für Gleichberechtigung zu tun, überhaupt eine Quote?

Promberger: Muss ich jetzt mit Ihnen eine Quotengrundsatzdebatte führen? Aber bitte: Eine Quote ist das Mittel, mit dem am Ende des Tages Strukturen aufgebrochen werden. Für manche Männer, nicht nur innerhalb der SPÖ, ist es eben schwierig zu akzeptieren, dass Frauen den ihnen zustehenden Platz auch tatsächlich kriegen. Egal ob in einer Partei oder in einem Wirtschaftsunternehmen.

STANDARD: Aber ist die Quote am Ende des Tages nicht auch eine Art von "Positiv-Diskriminierung"?

Promberger: Geh’ bitte – Frauen werden ja nicht nur nominiert, weil sie Frauen sind, sondern weil sie etwas bewegen und weiterbringen können.

STANDARD: Karrierefrauen sind oft gegen die Frauenquote, um nicht auf Imagekosten mit Quotenfrauen verwechselt zu werden.

Promberger: Diese Diskussion von Quotenfrauen, die nur zur Erfüllung der Quote genommen werden, ist doch müßig. Es geht um Gleichberechtigung – und die ist in vielen Bereichen nur mit einer Quotenregelung zu erreichen.

STANDARD: Beim Marathon bekommen Sie auch keinen Kilometer Vorsprung, wenn mehr Männer am Start sind, oder?

Promberger: Nein, krieg ich nicht. Aber ich will auf jeden Fall vom Start weg gleiche Chancen haben.

STANDARD: Rote Frauen sind aber offensichtlich auch schwer zufriedenzustellen. Das SPÖ-Parteipräsidium hat zuletzt entschieden, ein Durchgriffsrecht für die Bundespartei zu beschließen, sollte es auf Wahllisten der Landesparteien einen Frauenanteil von unter 40 Prozent geben. Dagegen sind die oberösterreichischen Frauen aber jetzt auch. Warum?

Promberger: Weil eben auch nach dem Beschluss leider immer noch nicht klar genug ist, dass Männer im Falle eines Ausscheidens einer Frau auf ihr Mandat verzichten.

STANDARD: 20 weibliche Delegierte aus Oberösterreich sollen beim Parteitag Ende November gegen die diesbezügliche Statutenänderung stimmen. Warum bleiben die roten Frauen auch unter Ihrer Führung weiterhin auf Konfrontationskurs?

Promberger: Die SPÖ-Frauen in Oberösterreich sind halt ganz offensichtlich eher die, die bei heiklen Themen den Mund aufmachen. Wenn wir eine Quote haben, wollen wir, dass die erfüllt wird. Man muss diese Diskussion führen. Auch wenn es Meinungen in die Richtung "Haben wir keine anderen Probleme als die Frauenquote?" gibt. Ja, haben wir. Aber die Politik muss sich auch um Fragen kümmern können, die nicht von allen gleich als Riesenproblem gesehen werden. Es geht um Bewusstseinsbildung, auch in den Parteien selbst.

STANDARD: Die SPÖ Oberösterreich hofft aber, mit Ihnen als "große Unbekannte" wieder in deutlich ruhigere Fahrwasser zu kommen. Offensichtlich eine trügerische Hoffnung, oder?

Promberger: Wir wollen keinen Wirbel machen. Ich suche keinen Konflikt, sondern eine Lösung. Kein Mann muss sich vor mir fürchten. Aber eine Diskussion kann in einer Partei nur gut sein. Und ich komme aus dem Salzkammergut, uns sagt man einen gewissen Eigensinn nach. Und Sturheit: Ich bin sicher ‚schädlert‘ im positiven Sinn.

STANDARD: Die Diskussionen rund um Sonja Ablinger haben aber gezeigt, dass Frauen, die aufbegehren, in der SPÖ nicht unbedingt erwünscht sind. Doch lieber brav und angepasst im Sinne einer politischen Karriere?

Promberger: Nur mit Jasagen macht man es sich vielleicht persönlich leichter. Aber ich will mich noch in den Spiegel schauen können. Auch wenn es mit dieser Haltung nicht immer einfach werden wird und Tage kommen werden, an denen ich mir die Beschaulichkeit des Ebenseer Gemeinderats zurückwünsche. Wir werden uns daher als Frauenorganisation bei Themen, die wir als kritisch erachten, auch kritisch äußern. Aber halten wir jetzt einmal fest: Die SPÖ-Frauen sind nicht immer die, die nur meckern.

STANDARD: Sind Sie mit der Performance der Bundespartei zufrieden?

Promberger: Auf Bundesebene wünsche ich mir mehr Klarheit. Wir müssen viel deutlicher auf unseren Positionen draufbleiben, wir sind oft viel zu schwammig unterwegs. Es gibt diesbezüglich eine Unzufriedenheit in der Partei – den kolportierten Denkzettel für Parteichef Faymann wird es beim Bundesparteitag aber nicht geben.