Take-Two: "Interaktive Unterhaltung ist heute die überzeugendste Kunstform und verfügt über die gleichen künstlerischen Freiheiten wie Bücher, Fernsehen und Filme."

Foto: Rockstar

Die Handelskette Target hat in Australien das Videospiel "Grand Theft Auto 5" aus dem Angebot genommen und damit auf eine Petition reagiert, die die dargestellte Gewalt gegen Frauen in dem Gangster-Epos beklagt. "Wir haben mit vielen Kunden gesprochen, und der Grad der Besorgnis über das Spiel ist enorm", teilte Target-Manager Jim Cooper mit. Einige Frauen hatten zuvor auf der Plattform change.org eine Online-Petition gestartet und bis Donnerstag mehr als 44.000 Unterschriften gesammelt.

"Macht uns krank"

Die Kaufhauskette mit rund 300 Geschäften und 23.000 Mitarbeitern reagierte damit auf den Vorwurf, in "GTA 5" würden Frauen sexistisch dargestellt und vorwiegend in eine Opferrolle versetzt. In der als Satire ausgelegten Spielwelt ist es neben einer Vielzahl von Verbrechen möglich, auch Prostituierte aufzusuchen und diese zu töten.

Die Petition stellt die Problematik aus Sicht von Frauen dar, die in der Realität Opfer von Gewalt geworden sind. "Bloß zu wissen, dass Frauen so dargestellt werden, dass sie es verdienen, von Männern ausgenutzt und möglicherweise zum Vergnügen ermordet zu werden - zu sehen, dass die Gewalt, die wir durchlebt haben, in eine Unterhaltungsform verwandelt wird, macht uns krank und bereitet uns große Schmerzen", heißt es darin. Auch der ältere Titel "GTA 4" soll laut Berichten von Kunden bereits aus den Regalen entfernt werden.

Künstlerische Freiheit

Gegen Targets Entscheidung formierte sich unterdessen ebenfalls ein Online-Protest, der die "künstlerische Freiheit von Videospielherstellern" bewahren will. Die Serie "Grand Theft Auto" müsse als Satirewerk die Freiheit haben, reale Abgründe zu thematisieren. So wie auch viele andere Medienwerke für Erwachsene, die Händler wie Target weiterhin im Angebot hätten.

Tatsächlich verschont Hersteller Rockstar in seinen Fiktionen mit Ausnahme von Kindern keine Gruppe von Menschen. Allerdings ist es bislang nur möglich, aus Sicht eines Mannes zu spielen, weshalb die Gewalt geschlechterspezifisch von Spielerseite einseitig ausgeübt wird.

Kmart zieht nach

Target ist mit seiner Entscheidung mittlerweile nicht mehr allein. Ein weiterer australischer Retailer, Kmart, wirft "GTA 5" laut Kotaku ebenfalls aus dem Sortiment. Diese Entscheidung beruhe auf einer Begutachtung des Inhalts des Spiels. Man entschuldige sich dafür, das nicht schon früher getan zu haben.

Was sagt der Hersteller?

In einer Stellungnahme zeigte sich Herausgeber Take-Two enttäuscht von Targets Entscheidung. "GTA 5" sei von der Presse praktisch unisono positiv rezensiert worden und habe weltweit Millionen Fans für sich gewonnen. "'GTA 5' erkundet erwachsene Themen und Inhalte, die in ähnlicher Form in vielen anderen populären und bahnbrechenden Unterhaltungswerken zu finden sind. Interaktive Unterhaltung ist heute die überzeugendste Kunstform und verfügt über die gleichen künstlerischen Freiheiten wie Bücher, Fernsehen und Filme", sagte Take-Two-CEO Strauss Zelnick. "Ich stehe hinter unseren Produkten, den Leuten, die sie erschaffen, und den Kunden, die sie spielen." (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 4.12.2014)