In Zukunft sollen LEDs und Apps darüber Auskunft geben, ob man das richtige Tempo hat, um auf der grünen Welle zu radeln.

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Wien - Eine "grüne Welle" nicht nur für Autos, sondern auch für Fahrräder - das soll das Radln für Menschen in Wien interessanter gestalten. "Um den Radverkehr zu forcieren, muss er schnell, sicher und praktikabel sein", betont Harald Wahl, Studiengangsleiter für Verkehr und Umwelt an der FH Technikum Wien.

Sein Team entwickelte Prototypen für Visualisierungen auf Radwegen, die Radfahrern anzeigen sollen, wie schnell sie fahren müssen, oder welche Wege sie wählen können, um pünktlich zur nächsten grünen Ampel zu gelangen. "Ein Vorschlag, den wir erarbeitet haben, ist, mittels verschiedenfarbigen LED-Lichtern im Straßenverlauf anzuzeigen, ob man in der Zeit ist", erzählt Wahl. Ist das Licht neben einem Grün, muss man lediglich die Geschwindigkeit halten, um nicht warten zu müssen.

Angedacht sind auch Apps, die den Verkehrsteilnehmern die Ampelphasen und Radwege aufs Handy schicken. Diese sollen auch anzeigen, ob die Fahrgeschwindigkeit erhöht oder verringert werden muss, um keine unnötigen Stopps einlegen zu müssen. "Wir haben verschiedene Varianten durchgespielt, es könnte also gut sein, dass es so etwas in Zukunft bei uns gibt", sagt Wahl. Mit der Rahmenstrategie der Stadt Wien zu Smart Citys könnte das Projekt seine Umsetzung finden.

Fahrrad versus Auto

"Den Radverkehr im urbanen Raum zu steigern, heißt auch, den individuellen Personenverkehr der Autos zu reduzieren", sagt Wahl. Weniger Staus, bessere Luft und gesündere Menschen sind die Folgen. "Das ist aber nur ein Teil", sagt Wahl. Eine City-Bikes-Flotte, die überall und nicht nur an eigenen Stationen abgestellt werden kann, ist bereits in Planung, um Radfahren in Wien zu vereinfachen. "In anderen europäischen Städten funktioniert der Radverkehr viel besser", sagt Wahl.

Aber auch mit Autofahrern beschäftigt sich Wahls Forschung: "Man kann nicht alle Wege mit dem Rad oder dem öffentlichen Verkehr bestreiten." Solange es billiger und verlässlicher sei, mit dem eigenen Auto zu fahren, sei der Grund nicht gegeben, um auf andere Varianten des Transports umzusteigen.

Daher wurde an der FH Technikum auch ein Programm namens "Most Wanted" entwickelt, das den Autofahrern die Position freier Parkplätze anzeigen soll. "Ein großer Teil des Autoverkehrs in der Stadt kommt durch Parkplatzsuche zustande", begründet Wahl. Würde diese vereinfacht, könnte der Verkehr in der Stadt entlastet werden. "Wenn man schon mit dem Auto fahren muss, dann soll dies auch so intelligent wie möglich passieren."

So sollen Autos mit Sensoren ausgestattet werden, die im Vorbeifahren Parklücken erkennen und infolge die Koordinaten an Parkplatzsuchende senden. "Wenn man eine Info bekommt, dass es einen Parkplatz gibt, macht es Sinn, ins Auto zu steigen", sagt Wahl. Ist das nicht der Fall, würde man womöglich eher auf den öffentlichen Verkehr umsteigen.

Die Straße studieren

Ab nächstem Sommersemester sollen sich auch die Studierenden der FH Technikum weiter mit dem Themenkomplex Smart Citys und urbane Mobilität beschäftigen: In neu eingerichteten Vertiefungsrichtungen im Bachelor-Studium und einer Summer School. Letztere soll in Kooperation mit Unternehmen Einblicke in die Forschung und Umsetzung smarter Verkehrslösungen bieten.

Insgesamt soll ein "wesentlicher Faktor die Diversität im Alltag" sein. Denn unterschiedliche Verkehrsteilnehmer haben verschiedene Interessen. So stehen Leute, die ihre Kinder in die Schule bringen, vor anderen Herausforderungen auf der Straße als Menschen, die einkaufen gehen.

"Es gibt Wege, die kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, bei anderen ist das schwieriger", sagt Wahl. All diese Bedürfnisse stellen Rahmenbedingungen dar, die die Mobilität von Personen beeinflussen. Diese müsse für alle Verkehrsteilnehmer optimal gestaltet werden: "Es ist auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten: Wenn der öffentliche Verkehr zu teuer ist, wird auf Individualverkehr ausgewichen", sagt Wahl. Der Studiengang soll ein Verständnis dafür bringen, dass "es keine zwei gleichen Menschen" gibt, und will dies in ein Gesamtkonzept einfließen lassen. "Mobilität ist ein Kernfaktor, der die Lebensqualität in einer Stadt erhöhen kann", sagt Wahl. Sie müsse unabhängig von finanziellen oder kulturellen Einflüssen für alle gewährleistet werden.

Über das von der Stadt Wien geförderte EU-Projekt EU-Ascin vernetzt sich die FH Technikum auch mit anderen Städten. Ziel ist es, ein akademisches Smart-Citys-Netzwerk im Donauraum aufzubauen. (Oona Kroisleitner, DER STANDARD, 10.12.2014)