Trompeter Thomas Gansch gastiert im Jazzland.

Foto: jazzfoto brunner

Was 2010 noch als "Geheimprojekt" angekündigt war, ist inzwischen fast schon Tradition: Zum fünften Mal nimmt sich Trompeter Thomas Gansch vor Weihnachten eine Auszeit vom Tournee-Alltag mit Mnozil Brass und gastiert im Jazzland.

Nicht ohne dabei eine Vermittlungsmission zu erfüllen: Denn während die Grenzen zwischen Jazz einerseits und Pop, Punk, Volks- und klassischen Musiken aller Kontinente andererseits so durchlässig wie nie zuvor erscheinen, erweist sich der Abstand zwischen zwei anderen musikalischen Welten als erstaunlich überbrückungsresistent: jener zwischen traditionellem und modernem Jazz. Doch Dixieland-Jazz muss nicht dumpfes Bierzelt- Entertainment bedeuten, ebenso wenig sind komplexe Harmonien mit jazzferner Verkopftheit, ist freie Improvisation mit Beliebigkeit gleichzusetzen.

Thomas Gansch, technisch beschlagene Integrationsfigur mit Hang zu anspruchsvoller Musikantik, scheint hier der richtige Mann am richtigen Ort: Bix Beiderbecke, King Oliver und Rex Stewart sind ihm ebenso vertraut wie die schrägen Experimente eines Don Ellis oder die Musik des Rock-Jazz-Trompeters Bill Chase. Besonders gewitzt bringt der 38-Jährige sein Projekt im Stück When The Saints Go Giant Steps auf den Punkt, in dem er im Geiste Louis Armstrong und John Coltrane gemeinsam auf die Bühne bittet - nachzuhören auf der CD A Night at Jazzland.

Von Montag bis Samstag wird Thomas Gansch mit Saxofonist Florian Trübsbach, Pianist Oliver Kent, Bassist Davide Petrocca und Schlagzeuger Mario Gonzi erneut versuchen, sich dem traditionellen Jazz respektvoll zu nähern und zugleich die Verbindungslinien in modernere Gefilde, vielleicht sogar ins Hier und Heute, hörbar zu machen. Als Gast ist der brasilianische Trompetenkollege Gileno Santana mit dabei. (felb, DER STANDARD, 13.12.2014)