Riad - Ein saudi-arabischer Religionsgelehrter hat Todesdrohungen erhalten, weil er seine Frau ohne Gesichtsschleier in einer Fernsehsendung auftreten ließ. Scheich Ahmed al-Ghamidi hat außerdem Frauen in einem Fatwa genannten Rechtsgutachten gestattet, ihre Gesichter zu zeigen.

Die saudi-arabische Tageszeitung "Al-Watan" berichtete am Montag, dass viele Gelehrte die Fatwa von Al-Ghamidi ablehnten. Die Verhüllung diene dem Schutz der Frauen, eine Zuwiderhandlung sei haram ("verboten").

Nikab als Pflicht

Al-Ghamidi ist ehemaliger Leiter des Tugendbüros der für Muslime heiligen Stadt Mekka. Am Samstag hatte er im saudischen Sender MBC den Nikab genannten Gesichtsschleier für Frauen kritisiert, seine eigene Frau saß unverhüllt neben ihm. Obwohl der Koran nicht genau definiert, wie sich Frauen zu kleiden haben, legt das saudische Gesetz den Nikab als Pflicht fest.

In den sozialen Netzwerken erhielt der Kleriker Todesdrohungen, aber auch viel Lob. Die umstrittene Sendung war in Saudi-Arabiens benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten produziert worden. Dort gilt keine Nikab-Pflicht. (APA, 16.12.2014)