Graz - "Lady Lomin - wir weben die Zukunft" ist ein Projekt im Südsudan, das die Pädagogin Eva Hönle aus Graz 2008 gründete. Es bietet Frauen die Möglichkeit, durch die Herstellung von Webprodukten unabhängig ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich im Berufsleben zu etablieren. 2014 wurde das Frauenprojekt von der Frauen-Weltgipfel-Stiftung ausgezeichnet.

Die Frauen-Weltgipfel-Stiftung zeichnet jedes Jahr acht Projekte oder Frauen aus, die sich für Frauen in ländlicher Bevölkerung einsetzen und deren Lebenssituation verbessern. Es werden insgesamt an die 400 Initiativen eingereicht. Eva Hönle hat dies für "Lady Lomin" im Frühjahr 2014 ebenfalls versucht - und gewonnen. "Diese Frauen am scheinbaren 'Ende der Welt', in einem Staat, von dem man sonst nur von Krieg und Zerstörung hört und liest, wurden über mich gesehen und ausgezeichnet für die Arbeit, die sie machen."

Nachwehen des Bürgerkriegs

Lomin in Kajo-Keji County im Südsudan ist eine relativ friedliche Region, die nahe der Grenze zu Uganda liegt. Es ist die Heimat der Kuku mit rund 190.000 EinwohnerInnen. Auch hier spürt man die Nachwehen des über 20 Jahre dauernden Bürgerkriegs. Ab 2005 kehrten die Menschen aus den Flüchtlingscamps langsam in ihre Dörfer zurück und bauen sich ein neues Leben auf. Sie alle standen vor großen Herausforderungen.

Hönle reiste 2007 erstmals in den Südsudan, nachdem sie von den Frauen in Lomin gehört hatte. Sie arbeitete damals als Textilkünstlerin in Deutschland und Österreich. Gemeinsam mit ihrer Familie und dem Arbeitskreis für die "Eine Welt und Weltkirche" der Pfarre Graz-Süd plante sie schließlich die Frauenwerkstätte. Die Weberei wurde 2008 eröffnet. Die Steirerin pendelt seither und unterstützt das Projekt mehrere Monate im Jahr direkt vor Ort. Die restliche Zeit sorgt sie in Graz für die Organisation und den Vertrieb eines Teils der Waren.

Vorhandenes Wissen aufspüren

Im vergangenen Advent war sie am Weihnachtsmarkt im Joanneumsviertel in Graz vertreten, wo die Schals und Tücher, Taschen - "das etwas andere Geschenk für einen guten Zweck" - verkauft wurden. Die Waren sind auch ganzjährig in diversen Läden und auf anderen österreichischen Märkten erwerbbar.

Dieser Tage ist Hönle wieder vor Ort in Lomin, wo die Frauen mehr und mehr in die Organisation der Werkstätte mit eingebunden werden. "Es freut mich, dass die Werkstatt mittlerweile so gut funktioniert, dass die Frauen die Arbeit und den Vertrieb im Südsudan und in Uganda auch ohne meine Anwesenheit alleine weiterführen."

Durch den langen Bürgerkrieg im Südsudan wurden nicht nur die Infrastruktur, die medizinische Versorgung und der Zugang zu Bildung in der Region rund um Lomin fast völlig zerstört, sondern es sind auch wesentliche Teile der Kultur und Tradition verloren gegangen. Mit dem Aufbau des Arbeitsprojektes wurden vorhandenes Wissen aufgespürt, verstecktes Können aufgegriffen, verborgene Talente entdeckt und fast verlorene Traditionen neu belebt. (APA/red, dieStandard.at, 14.1.2015)