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Es ist beim feministischen Sprechen oft notwendig, zwischen Männern im Allgemeinen und "Typen" zu unterscheiden.

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Wenn davon die Rede ist, welche Geschlechter eigentlich die Agierenden, zu Adressierenden von Feminismus sind, dann hat sich im Queerfeminismus eine Triade etabliert, nämlich die von "Frauen, Lesben, Trans". Das ist der Beobachtung geschuldet, dass "Frauen" als politisches Subjekt einerseits zu unspezifisch, andererseits exkludierend sein kann, weil viele sich unter "Frauen" eben nur eine bestimmte "Sorte" von Frauen, nämlich heterosexuelle (Cis-)Frauen vorstellen. Lesben und Trans explizit zu erwähnen trägt dem Rechnung.

Aber immer, wenn ich die Triade "Frauen, Lesben, Trans" höre, finde ich das unbefriedigend. Es ist nämlich unlogisch. Sind Lesben denn keine Frauen? Sind Transfrauen keine Frauen? Wir würden ja auch nicht "Obst, Kirschen und Waldfrüchte" in einer Aufzählung nennen, da kommen schlichtweg Ebenen und Kategorien durcheinander.

"Frauen und Transmänner"

Ich habe überlegt, ob es Alternativen gäbe, und schlage zwei vor, je nachdem, was man sagen will. Wenn alle Frauen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, sowie alle Transpersonen gemeint sind, dann könnte man doch einfach "Frauen und Transmänner" sagen, oder spricht etwas dagegen?

Diese Formulierung wird der Tatsache gerecht, dass Lesben und Transfrauen selbstverständlich Frauen sind und dass Transmänner ebenfalls als Akteure von Feminismus angesehen werden sollen. Sie hätte außerdem den Charme, dass das explizite Benennen von Transmännern zum Nachdenken darüber herausfordert, dass die erwähnten Frauen eben nicht so cisheteronormativ gemeint sein können. Eventuell müsste man intersexuelle Personen hinzufügen, die fehlen aber auch in der oben angesprochenen Triade.

Unterscheidung zwischen Männern und Typen

Unter Umständen ist sogar noch ein breiteres Spektrum an Geschlechtern gemeint, wenn man etwa an ein Phänomen wie das der "lesbischen Männer" denkt. Es kann also sein, dass in bestimmten Kontexten noch mehr Menschen angesprochen werden sollten, zum Beispiel Cis-Männer, die sich mit feministischen Themen beschäftigen und traditionelle patriarchale Männlichkeitskonstrukte ablehnen und hinterfragen. In dem Fall könnte man zum Beispiel von "alle Menschen außer Typen" sprechen, oder?

Die hier implizierte Bedeutungszuschreibung zu dem Begriff "Typen" finde ich übrigens eine der hilfreichsten sprachlichen Erfindungen der letzten Jahre. Es ist nämlich beim feministischen Sprechen oft notwendig, zwischen Männern im Allgemeinen und "Typen" zu unterscheiden, also solchen Männern, die der patriarchalen symbolischen Ordnung entweder völlig unkritisch gegenüberstehen oder diese sogar noch gut finden. Sie sind natürlich nicht als Verbündete des Feminismus anzusehen. (Antje Schrupp, dieStandard.at, 30.1.2015)